Städte- und Bürgertum.
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Erwerbsthätigkeit boten. Trotz der Verbote gegen diese Aufnahme-
von Hörigen in den Städten hörte dieselbe doch nicht auf.
Andererseits freilich verschlimmerte sich das Los der Bauern be¬
deutend durch die gegeu das Ende dieser Periode, vollends während¬
des Zwischenreichs einreißende furchtbare Rechtlosigkeit, das Umsich¬
greifen des Fehderechts nnd des Ranbrittertnms. Bei jeder Fehde
zwischen zwei Herren litten am meisten ihre beiderseitigen Unter¬
thanen durch Verwüstungen und Gewaltthätigkeiten aller Art.
Am härtesten verfuhren in der Regel die Herren gegen ihre Unter¬
gebenen, in den von den Slawen zurückeroberten Ländern. Gegen
diese als Nichtdeutsche, als Heiden, als Besiegte glaubte man am
wenigsten Schonung üben zu müssen. In Mecklenburg, in Pommern,,
in den Lausitzen, in den Marken n. s. w. trat daher die Leibeigen¬
schaft oder Hörigkeit in ihrer schroffsten Gestalt auf, während sie in
den immerfort deutsch gebliebenen westlichen Gegenden Deutschlands-
entweder gar nicht oder doch nur in milderem Grade vorkam.
Dreizehntes Kapitel.
Städte- und Diirgertum.
den ehemals römischen Provinzen, welche an das deutsche
Reich gekommen waren, hatte es Städte gegeben; namentlich waren
aus den römischen Feldlagern am Rhein und an der Donan titele-
bedeutende Städte herausgewachsen, wie Köln, Mainz, Regensburg u. a.
Diese Städte waren aber keineswegs (wie man bisweilen angenommen
hat) gleichsam mit Haut und Haar erst in die sränkische, dann in die
deutsche Zeit übergegangen. Die meisten davon waren vielmehr in
den Stürmen der Völkerwanderung zerstört, verwüstet oder doch von
ihren Einwohnern verlassen worden. Indessen war es natürlich, daß
an diesen Orten meist wieder städtische Ansiedelungen entstanden. Rhein
nnd Donau boten natürliche Anziehungspunkte für einen lebhaften
Verkehr; die Trümmer oder Reste jener ehemaligen Städte selbst,,
die einst an den günstigsten Punkten einer der beiden großen Wasser¬
straßen gelegen hatten, lockten zum Wiederaufbau. Endlich aber waren
auf dem vordem römischen Boden schon früh geistliche Stif¬
tungen entstanden (Kirchen, Klöster, Bistümer), die schon für ge--