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ist, hatte dort dem Marschall Macdonald, den Napoleon gegen
ihn in Schlesien zurückgelassen, eine gänzliche Niederlage beigebracht.
Blücher wollte über die Katzbach gehen, um den Feind jenseits des
Fluffes anzugreifen, als er plötzlich diesseits die Franzosen schon in
vollem Anmarsch fand. Schnell trifft er seine Maßregeln, redet
zu den Soldaten, als ob alles gekommen, wie er es gewünscht,
und als alles bereit ist, ruft er: „Nun, Kinder, hab' ich genug
Franzosen herüber, nun vorwärts!" Unter dem stürmischen Ruf:
Es lebe der König! setzt sich alles in Bewegung. Das französische
Fußvolk kommt ungestüm entgegen, aber der Regen hindert das
Gewehrfeuer; es entsteht ein Handgemenge, und die Preußen ha¬
ben mit Bajonett und Kolben schnell die Oberhand. „Hör', Vater
Blücher, heute geht's gut," rufen sie dem Feldherrn zu und rücken
unaufhaltsam vor. Bald räumen die Franzosen das Feld; der Re¬
gen strömt noch immer herab, die Gebirgsflüsse mit ihren tobenden
Fluten reißen Brücken und Stege fort. Vergebens suchen die Flüch¬
tigen Übergänge, die eingetretene tiefe Dunkelheit läßt taufende in
26. Alig. der wütenden Neiße, in der Katzbach den Tod finden (26. August
1813). Blücher verfolgte den Feind bis an den Bober und Queiß;
dort ließ er am 1. September Victoria schießen und ein Te-Deum
halten. Allgemeiner Jubel durchlief die Reihen seines Heeres, als
er in einem herrlichen Tagesbefehl die glorreichen Ergebnisse des er¬
fochtenen Sieges verkündete, durch welchen Schlesien mit einem
Schlage vom Feinde befreit war. Die begeisterte Stimmung, die
das Heer erfaßte, fand Wiederhall in ganz Preußen, in ganz Deutsch¬
land ; überall jauchzte man in freudiger Hoffnung auf. Blücher
aber war für feine Soldaten bald nur der „Marschall Vor¬
wärts", denn der König ernannte ihn zum Feldmarschall und
später zum Fürsten von Wahlstatt.
Die Schlachten von Dresden, Kulm, Dennewitz und
Wartenburg; Vertrag zu Teplitz. Zu derselben Zeit, wo
Blücher gegen Macdonald kämpfte, hatte leider die Schwarzenberg'-
sche Armee durch Napoleon in der zweitägigen Schlacht beiDres»
den (26. und 27. August) eine große Niederlage erlitten. Die¬
selbe war zum Rückzug^nach Böhmen genötigt, von wo ihr der
Marschall Vandamme entgegenrückte. So zwischen zwei feind¬
liche Heere in die Mitte genommen, befand sie sich in der verzwei¬
feltsten Lage, aus welcher sie jedoch durch die ruhmreiche Schlacht
bei Kulm gerettet wurde, in welcher die Russen unter Ostermann,