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18. Okt.
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die ungeheure Schlacht, in welcher die Völker von den fernen Gren¬
zen Asiens, vom mittelländischen und vom atlantischen Ozean zu¬
sammentrafen, — die große Völkerschlacht bei Leipzig. So schreck¬
lich war das Geschützfeuer, daß die Erde davon in weitem Umkreise
erbebte; auf drei Seiten zugleich entbrannte der furchtbare Kampf,
im Südosten der Stadt bei Wachan, im Westen bei Lindenan und
im Norden bei Möckern, wo Blücher mit seinen braven Preußen
eine besondere Schlacht schlug. Mit unerhörter Anstrengung und
rühmlichem Heldenmut wurde auf beiden Seiten der Kampf geführt;
am Nachmittage des 16. schien es, als sollten die Franzosen siegen,
aber zu zeitig triumphierte Napoleon, denn bis zum Abend errang
Blücher bei Möckern die größten Vorteile. Dort hatten die Preu¬
ßen, besonders das ausgezeichnete Aork'sche Corps, den blutigsten
Kampf des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das
Dorf im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder ent¬
rissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg. Napoleon mochte
schon nach diesem ersten Tage ahnen, daß ihn das Schlachtenglück
verlassen habe; deshalb versuchte er ant 17. durch große Verspre¬
chungen Österreich zum Abfall von den Verbündeten zu verführen,
aber vergeblich; am 18. mußte er den verzweifelten Kampf noch ein¬
mal gegen die ganze Macht der vereinigten Feinde aufnehmen. Dies
mal entbrannte derselbe ant heftigsten um das Dorf Probstheida,
unzählige Opfer wurden dahingerafft, so daß die Kämpfenden zu¬
letzt über die Haufen der Leichen kaum noch hinwegsteigen konnten.
Die drei verbündeten Herrscher sahen von einer Anhöhe aus die fast
übermenschlichen Anstrengungen der Ihrigen. Als während der
Schlacht auch die sächsischen Truppen, welche nur gezwungen dem
fremden Machthaber gefolgt waren, mit klingendem Spiel und flie¬
genden Fahnen zu dessen Feinden übergegangen waren, und nach
langem mörderischen Kampf der Sieg über die Franzosen auf meh¬
reren Punkten bereits errungen war, thaten die Fürsten dem Mor¬
den Einhalt. Napoleon aber, auf einem Hügel bei Probstheida ne¬
ben einer zerfallenen Mühle sitzend, dachte nur noch an die Rettung.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der unermeßlichen
Scharen, welche der vermessene Kriegsmann zur Befestigung feiner
Weltherrschaft herbeigeführt hatte, die aber jetzt, tief gedemütigt,
froh waren, wenn sie den sichern Rückweg in die Heimat gewin¬
nen konnten. Bei der wilden Flucht fand der polnische Fürst Po -
n iatow ski, der sich, nachdem die Brücke über die Elster ge-