Full text: Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 (Teil 2)

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des Großen. Aber die Unfähigkeit des Kaisers, das Reich gegen die 
Normannen zu schützen, erregte in allen seinen Teilen Aufstände. Die 
westfränkischen Großen machten sich von seiner Herrschaft frei, und die 
Ostfranken setzten ihn ab und erhoben seinen Neffen Arnulf von Kärnten 
(887—899) auf den Thron. Er, der letzte kräftige Sproß des karolingischen 
Hauses, schlug im Jahre 891 die Normannen bei Löwen an der Dyle 
(östlich von Brüssel) und erkämpfte sich in Italien die Kaiserkrone. Gegen 
Swatopluk von Mähren kämpfte er erst mit Erfolg, als er die Magyaren 
zu Hülfe gerufen hatte. Diese wurden seitdem eine Geisel der deutschen 
Länder. Nach Arnulfs frühem Tode erlosch mit seinem Sohne Ludwig 
dem Kinde (899—911), der siebenjährig den Thron bestieg, die deutsche 
Linie der Karolinger. 
Die Wiederherstellung der Stammesherzogtümer in Ostfranken 
(Deutschland). Während der schwachen Herrschaft der Nachkommen Karls 
des Großen kamen in Deutschland allmählich die Herzogtümer wieder auf. 
Karl der Große hatte einst um der Reichseinheit willen die Stammes- 
Herzogtümer beseitigt, auch da, wo sie am mächtigsten waren, in Sachsen 
und Bayern. Aber gerade in diesen beiden Ländern erstand das Stammes- 
Herzogtum am frühesten wieder. Bayern war von Ludwig dem Deutschen 
feinem Sohne Karlmann verliehen worden, dann hatte es dessen Sohn 
Arnulf, der Herzog von Bayern oder auch von Kärnten genannt wurde, 
erhalten. Später findet sich hier wieder ein Arnulf, der mit „Zustimmung 
des Volkes" die herzogliche Würde annimmt und sich „aus Gottes Vor- 
sehung Herzog von Bayern" nennt. Ostfalenland hatte Ludwig der Deutsche 
dem Grafen Ludolf, einem angesehenen sächsischen Großen, mit dem Auf- 
trage verliehen, die Reichsgrenze nach außen zu verteidigen. Er führte den 
Titel Herzog, und so entstand in Sachsen das Herzogsgeschlecht der 
Ludolfinger, dem die späteren deutschen Könige Heinrich I. und die 
Ottonen angehören. Daß gerade Bayern und Sachsen schon sobald wieder 
zu einer gewissen staatlichen Selbständigkeit als Herzogtümer gelangten 
und zwar durch die deutschen Könige selbst, hatte seinen Grund wohl darin, 
daß diese beiden Länder feindlichen Angriffen am meisten ausgesetzt waren. 
Die andern Gebiete Deutschlands schienen weniger bedroht; indessen wirkte 
das dort gegebene Beispiel auch hierher zurück, und so erstand die Herzogs- 
gewalt allmählich auch bei den Franken am Mittelrhein, rechts und links 
und am Main, bei den Alemannen oder Schwaben rechts und links am 
Oberrhein und in der deutschen Schweiz und bei den Lothringern, die 
nicht so fest mit Deutschland verwachsen waren wie die vier diesrheinischen 
Stämme. In Franken hatte der Gras Konrad die Herzogswürde er-
	        
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