versah, stand Hannibal mit Elephanten, afrikanischen Reitern und
Fußvolk in Italien. Von Spanien aus war er üHr den Ebro,
die Pyrenäen und die Rhone gegangen und stand im November,
218 vor Chr., am Fuße der Alpen. Bisher hatte das Heer alle
Mühseligkeiten willig ertragen, jetzt aber, beim Anblick der himmel¬
hohen Alpen, verloren alle den Muth. Denn ringsum starrte alles
von Eis und Schnee; zackige Felsenspitzen ragten bis in die Wolken;
keine Stadt, kein Dorf, kein gebahnter Weg über das entsetzliche
Gebirge! Aber Hannibal verzagte nicht. Er gab Befehl, die steilen,
mit Eis bedeckten Anhöhen hinanzuklettern. Viele stürzten zurück:
oft griffen verborgene Feinde an oder wälzten Baumstämme gegen
die Karthager, daß ganze Reihen mit Pferden und Gepäck in die
Abgründe stürzten.
Endlich, nach neuntägigem Klettern, erreichte Hannibal den Gipfel
und ließ hier aus den Schnee- und Eisfeldern sein Heer zwei
Tage ruhen. Jetzt meinten sie die größten Schwierigkeiten über¬
wunden zu haben, aber das Hinabsteigen war fast noch schwieriger,
als das Hinaufklettern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter;
oft rissen sich große Schneebällen los und begruben ganze Schaaren
unter sich Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die
vor Hunger und Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebene Italiens
erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte!
Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch
die Hälfte; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vor¬
handen. Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und
seinen Haß gegen die Römer nicht mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des ältern Scipio. Dieser traf mit Hannibal
am Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig
geschlagen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Han¬
nibal über den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische
Heer an der Trebia. Mit dem Frühling des folgenden Jahres
drang er in das mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen
Ufern getreten und hatte die Gegend überschwemmt; das hielt Han¬
nibal nicht aus. Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten
im Wasser waten; die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Han¬
nibal selbst verlor durch eine Augenentzündung, die er nicht ab¬
warten konnte, ein Auge. Kaum war er aus dem Trockenen, so
rückte ein großes Heer gegen ihn an. Aber Hannibal schlug das
römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren Tod fanden und 6000
in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war so entsetzlich, daß
noch jetzt die Ebene das Bluts eld heißt.
Für das Jahr 216 hatten die Römer zwei neue Feldherren ge¬
wählt, von denen der eine ein stürmischer, großsprecherischer Mann