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würde. Konstantin that es sogleich und hatte die Freude, daß von
nun an alle seine Feinde vor ihm weichen mußten. Von der Zeit
an wandte er sich zum Christenthum; die armen verschüchterten
Christen erhielten nun mit einem Male nicht nur vollkommene Frei¬
heit, Gott und ihren Heiland auch äußerlich zu verehren, sondern
sie wurden nun sogar vorgezogen, mit Ehren überhäuft, herrliche
Kirchen ihnen erbaut, und besonders die bis dahin so demüthigen
Geistlichen mit hoher Würde und Macht bekleidet.
Eine große Veränderung ging durch Konstantin mit Rom vor.
Hier hatten früher die Kaiser gewohnt, er aber beschloß, die Resi¬
denz nach Byzanz zu verlegen, weil diese Stadt mehr in der
Mitte des römischen Reiches lag. Von ihm erhielt nun auch die
Stadt den Namen Konstantinopel, d. h. Konstantins Stadt.
Sie wurde mit großer Pracht ausgebaut, und der Kaiser that alles
Mögliche, um recht viele Einwohner dahin zu ziehen. Außer seinem
herrlichen Palaste wurden nicht nur eine Menge Kirchen, sondern
auch Privathäuser auf seine Kosten erbaut, die er an Hofbeamte
verschenkte; er ertheilte denen, welche sich hier niederließen, viele
Freiheiten, ließ täglich Korn, Oel und Speisen unter das Volk aus¬
theilen, und erlangte dadurch auch wirklich, daß die neue Residenz
bald recht volkreich wurde. Alle heidnischen Tempel wurden in
christliche Kirchen verwandelt und der Götzendienst in dieser Stadt
ganz abgeschafft.
Aus großer Ehrfurcht vor dem Stifter der christlichen Religion
beschloß Konstantin, eine herrliche Kirche auf dem Oelberge bei Je¬
rusalem zu erbauen. Aber es war nicht leicht, die heiligen Oerter,
wo Jesus gekreuzigt und begraben war, aufzufinden; denn Kaiser
Hadrian hatte aus Haß gegen die Christen, die er mit den Juden
verwechselte, die Oerter entweiht und unkenntlich gemacht. Ueber
das Grab Jesu hatte er einen Hügel mit einem Tempel aufführen
lassen unb überhaupt sich viele Mühe gegeben, die ganze Gegend
zu veränbern. Um nun bie heiligen Plätze wieder aufzufinden und
herzustellen, reiste die fromme Helena, des Kaisers Mutter, selbst
nach Jerusalem. Nach vielem Nachsuchen glaubte sie den rechten
Ort gesunden zu haben; sie ließ gleich die herbeigeführte Erde wieder
abtragen und war, wie es heißt, so glücklich, das Grab des Hei¬
landes zu entdecken. Als man noch etwas weiter grub, fand man
drei Kreuze und blutige Nägel in der Erde. Matt vermuthete, daß
wohl das heilige Kreuz, an welchem unser Erlöser den Tod gelitten
habe, darunter sein möchte, machte Versuche damit, und siehe da!
bas eine bavon unb bie Nägel heilten einen Kranken unb erweckten
einen Tobten, benen man sie auflegte. (So wirb nämlich erzählt.)
Helena war außer sich vor Freube. Sie ließ gleich eine herrliche
Kirche barüb er bauen unb theilte bas Kreuz in zwei Hälften; die
eine blieb in Jerusalem in der Kirche als heilige Reliquie, die