allein stand er da, freundlich grüßend nach allen Seiten, Hoheit 
und Milde zugleich in seinen Mienen. 
Plötzlich stürzt ein junger Edelmann, Pausanias, auf ihn zu 
und stößt ihm sein kurzes Schwert in die Brust. Tödtlich getroffen, 
sinkt der König nieder, und stirbt auf der Stelle. 
Des Orakels Spruch war an ihm selber in Erfüllung gegangen: 
»Siehe, der Stier ist bekränzt, nahe sein Ende, es harret der 
Opferer!« 
Er fiel, das Opfer einer Privatrache. Der Mörder floh, er 
hatte am Thore der Stadt Pferde aufstellen lassen, die ihn rasch 
forttragen sollten. Aber ein Theil der Leibwache eilte ihm nach 
und fast wäre er dennoch seinen Verfolgern entkommen, wenn er 
nicht mit seinem Schuh an einer Rebe hangen geblieben und nieder¬ 
gefallen wäre. So ward er eingeholt und getödtet. 
Fünf und zwanzig Jahre hatte Philipp regiert, 47 Jahre war 
er alt geworden. So gering seine Hülfsmittel bei dem Antritt seiner 
Regierung waren, so erlangte er doch die ausgedehnteste Herrschaft 
über Griechenland, ebensosehr durch tapfere Kriegsthaten, als durch 
kluges und gefälliges Benehmen. Aber das Ziel seiner Pläne er¬ 
reichte er nicht, seinem Sohne Alexander war es aufbehalten, 
das vom Vater Angefangene zu vollführen. 
Alexander der Große, König von Makedonien. 
(336-323 v. Chr.) 
Alexander, der Sohn Philipps, des Königs von Mace- 
donien, verdankte seine Bildung dem berühmten griechischen Philo¬ 
sophen Aristoteles. Schon als Knabe hatte Alexander für alles 
Ruhmwürdige einen regen Sinn. So oft er die Nachricht von 
einem Siege seines Vaters erhielt, rief er schmerzlich aus: »Mein 
Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen!« Einmal 
bekam sein Vater ein WildesPferd, Bucephalus genannt. Die 
besten Reiter versuchten ihre Kunst daran, aber es ließ keinen auf¬ 
sitzen. Da bat Alexander seinen Vater, ihm einen Versuch zu ge¬ 
statten. Nach vielen Bitten erhielt er endlich die Erlaubniß. Nun 
ergriff er das Pferd beim Zügel und führte eZ gegen die Sonne; 
denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten 
scheute. Er streichelte es, und plötzlich schwang er sich pfeilgeschwind 
hinauf. Das Pferd flog in wildem Galopp mit ihm davon, und 
sein Vater fürchtete für sein Leben. Als er aber umlenkte und das 
unbändige Roß sicher tummelte, da erstaunten Alle, und Philipp 
rief voll Freuden: »Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, 
Macedonien ist zu klein für dich!« — 
Alexander war kaum zwanzig Jahre alt, als fein Vater starb. 
Zuerst unterwarf er sich Griechenland und zeigte sich überall
	        
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