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V. Kapitel.
Der Ausgang des römischen Weltreichs.
Das römische Reich ist zu Grunde gegangen an der Schwäche
des Alters, nachdem jeder Organismus nur auf Zeit zu be¬
stehen bestimmt ist: die Kräfte erschöpfen sich und schließlich im
Alter macht ein an sich nicht viel bedeutender Vorfall dem
„Leben" ein Ende. Nichts bleibt zurück, als der mehr oder
weniger nachhaltige Eindruck und die Konsequenzen der Thaten
des Geschiedenen, mit denen seine Nachkommen zu rechnen ge¬
zwungen sind.
Beim römischen Reich kann man dieses Stadium, welches
d'urchzumachen wie nicht jedem menschlichen, so auch nicht
jedem staatlichen Organismus vergönnt ist, ziemlich genau ver¬
folgen.
In den vorgeschritteneren Kulturlandschaften des Reiches,
z. B. in Afrika, machte sich im dritten Jahrhundert gerade in
den tonangebenden Schichten der Bevölkerung das Gefühl der
Lebensmüdigkeit und des herannahenden Endes geltend.
Ohne daß ein bestimmter Anlaß gewesen wäre, wurden
Klagen laut über die „schlechten Zeiten", über die Verderbnis
der Natur, über die zu weit getriebene Ausnützung, der gegen¬
über der Boden nicht bestände. Man klagte weiter über die
Krankheiten und die Trockenheiten, über die Kriege, über die
Heuschrecken, Mäuse und Hagelschlag, Überschwemmungen und
andere Naturereignisse, als ob solche in der Vorzeit gar nicht
vorgekommen wären. Früher seien die Leute viel älter geworden
als jetzt. Es gehe mit der Welt zu Ende, auch die Metalle in