Kapitel XL Die Zeit Alexander des Großen.
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Zur Hauptstadt seines gesamten Reiches machte er Babylon. Von hier
aus wollte er einen Zug nach Arabien unternehmen, als er plötzlich starb.
Er ist einer der allerbedeutendsten Menschen gewesen, groß als Herrscher wie
als Mensch.
§ 5. Das 6rbe Alexanders.
I. Sein politisches Werk, das Weltreich, zerfiel. Es bildeten sich nach
heftigen Kriegen folgende Staaten:
1. Makedonien, zu dem Griechenland gehörte. Vergeblich hatten die
Griechen sich wieder frei zu machen versucht. Demosthenes mußte fliehen und
nahm schließlich Gift.
2. Ägypten unter der Herrschaft der Ptolemäer.
3. Syrien unter den Seleukiden. Dies war das größte der Reiche,
denn es gehörte dazu der größere Teil des einstigen Perserreiches. Daneben
gab es viele kleine Staaten. Diese Reiche wurden meist von ehemaligen
Feldherren Alexanders gegründet.
II. Das Knlturwerk Alexanders überdauerte noch manches Jahrhundert.
Die griechische Kultur dieser Zeit unterscheidet sich namentlich dadurch von
der früheren, daß sie nicht mehr die Eigenart der einzelnen Stämme aufweist,
sondern aus den gemeinsamen Zügen aller Stämme sich zusammensetzt. So
bildet sich eine Umgangssprache heraus (ähnlich wie bei uns das Hochdeutsche),
die über den Dialekten steht.
Diese neue griechische Sprache wird die Verkehrssprache im ganzen
Orient und später sogar weithin im Westen. (Sie wird deshalb auch die
Sprache des Neuen Testaments.) Der griechische Geist bereichert sich außer¬
ordentlich durch Kenntnisse aller Art. (Geographie, Geschichte des Morgen-
landes, Himmelsknnde, die im Morgenlande besonders gepflegt worden war:
Astronomie und Astrologie (Sterndeutereis.)
Auch in die griechische Religion drangen viele morgenländische Vor¬
stellungen. Große Denker hatten die Griechen immer hervorgebracht. Auch
in dieser Zeit waren bedeutende Männer zum Nachdenken über die Dinge
und Vorgänge in der Welt angeregt worden. Solche Philosophen waren im
4. Jahrh. Plato und sein Schüler Aristoteles, der Lehrer Alexanders gewesen.
In der späteren Zeit bildeten sich zwei Gruppen. Die einen sagten, das
höchste Gut sei die Tugend. Die nannten sich nach einer großen Halle, in
der sie sich in Athen zu versammeln pflegten, Stoiker (ston die Halle). Eine
andere Gruppe, die nach ihrem Gründer Epikur sich Epikuräer nannten,
hielten die Glückseligkeit für das Erstrebenswerteste.
Die bildende Kunst sinkt von ihrer reinen Höhe. Es bildet sich der
Korinthische Stil heraus, der besonders ein reiches Kapitäl zeigt. Das Blatt¬
werk ziert nicht mehr allein, sondern trägt sogar. Aber auch diese Kunst
schafft noch Kunstwerke von unvergänglichem Werte, z. B. den Altar von
Pergamon mit den Gigantenkämpfen, den Apollo vom Belvedere, Venns von
Milo, die berühmte Laokoongrnppe.
Philipp, Leitfaden für den Geschichtsunterricht. IH. 4