3. Tie Sachsen werden Christen.
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vorzüglichen Lieblichkeit des Ortes selbst, als auch wegen der Be¬
quemlichkeit, Handel zu treiben, weil die friesischen Schiffe, welche
von der Weser die Leine hinauffuhren, diesen Platz reich und als
allgemeinen und gebräuchlichen Knotenpunkt der Straßen berühmt
machen konnten. Als dies beschlossen war, legte Karl selbst den
ersten Grundstein zur Kirche in Elze und weihte diese Kirche, gleichsam
als die Erstlinge Sachsens und zum Zeichen des durch Christus er¬
rungenen Sieges, dem Schlüsselträger des Himmels, welcher auf dem
Felsen erbaut war, der Christus ist. Während der fromme Kaiser¬
in der Folge dort verweilte, erhob sich die Mauer derselbigen Kirche
erst bis zur Höhe des Maurers. Weil Karl aber, so lange er lebte,
durch Kriegsgeschäfte und Mangel an Land verhindert war, diese
und andere Kirchen, welche er erbaut, zu Bistümern zu erheben und
auszustatten, so ward die Kirche zu Elze inzwischen durch die von
ihrem Stifter geschickten und eingesetzten Priester, welcher das festerer
Speise damals noch nicht fähige Sachsen mit der Milch der Kirche
genetzt hatte; — von diesen geleitet, sag' ich, war sie für das um¬
liegende Land die Lehrmeisterin kirchlichen Gesetzes und der christlichen
Religion leuchtendes Beispiel in der Gegend, welche jetzt von der
Hildesheimer Kirche geschmückt wird, damals aber noch an der hä߬
lichen Lage litt, von Sümpfen im Innern bedeckt war, von Wäldern
starrte und nur zur Jagd gut war. Als Karl nun zugleich das
Ende seiner Herschaft und seines Lebens gefunden, und Ludwig,
Erbe sowohl der Frömmigkeit des Vaters als seiner Macht, mit
ganzer Seele dabei war, die Kirche zu Elze zum Haupte und Sitze
eines Bistums zu erheben, und als er, um dies anzuordnen, häufiger
denselben Ort besuchte, ist es geschehen, das; er in der Leidenschaft
der Jagd die Leine überschritt und an der Stelle, welche jetzt die
Kirche von Hildesheim einnimmt, sein Zelt aufgeschlagen, auch bei
den herbeigebrachten Reliquien der königlichen Kapelle Messe gehört
hat. Nach Gottes Vorsehung waren das aber die Reliquien der
heiligen Gottesmutter Maria. Als der König darnach nach Elze
zurückkehrte und dort die Meßfeierlichkeit hören wollte, da erinnerte
sich der Kapellan erst, wie er die Reliquien auf den Altar setzen
wollte, daß er sie in Vergeßlichkeit dort gelassen, wo am Tage zuvor
die Messe gefeiert worden. Vom Stachel der Angst getrieben, ging
er zurück und fand sie, wo er sie ausgehängt hatte, nämlich am Aste
eines Baumes, der eine sehr klare Quelle beschattete; froh eilt er
hinzu und — o große Wunderwerke Gottes! o tiefer Abgrund gött¬
lichen Waltens! — eben die, welche er leicht mit der Hand auf¬
gehängt, vermochte er mit keiner Anstrengung wegzunehmen. Er
läuft zurück, um dem Kaiser die wunderbare Nachricht zu melden.
Dieser, begierig das Gehörte zu erproben, kam fchleunigft, von vielen
begleitet und merkte, daß die Reliquien von dem Orte, wo sie einmal
hingen, nicht fortgeschafft sein wollten. Überzeugt nun, daß dies