100 119. Aus dem Testamente Friedrichs des Großen.
„De Schimmel schleit! Jung's, seht ju vör!"
Reep Fritz; denn gung'l recht bunt erst her.
7. Up vornehm sin kämm eint nischt an;
He sprack mit dem geringsten Mann
Un leet sick in den Satz nich stör'n,
Düt alles siene Kinder weer'n.
8. All' Joahr leet he de Böker breng'n;
De Roatsherrn mußten Räcknnng legn,
Un wenn am wat verprudelt was,
Doa schrees de Düwel glick den Paß.
9. Un woll de Fiend eint in dät Land,
He was vorweg all bi de Hand;
Drüm hat he in die Kriegsgeschicht
Den Namen „Noaber flink" gekriegt.
10. Dät segg' ick hier: fön’ König as
De olle Fritz von Priißen was,
Js noch nich west un kümmt sorwoahr
Nich wädder in manch düsend Joahr.
Bornemann.
11t). Aus dem Testamente Friedrichs des Großen.
Unser Leben ist ein flüchtiger Übergang von dem Augenblicke der Geburt
zu dein des Todes. Die Bestimmung des Menschen während dieses kurzen
Zeitraumes ist, für das Wohl der Gesellschaft, deren Mitglied er ist, zu
arbeiten. Seitdem ich zur Handhabung der öffentlichen Geschäfte gelangt bin,
habe ich mich mit allen Kräften, welche die Natur mir verliehen hat, und nach
Maßgabe meiner geringen Einsichten bestrebt, den Staat, welchen ich die Ehre
gehabt habe zu regieren, glücklich und blühend zu machen. Ich habe Gesetze
und Gerechtigkeit herrschen lassen; ich habe Ordnung und Pünktlichkeit in die
Finanzen >) gebracht; ich habe in die Armee jene Manneszucht eingeführt,
wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europas deu Vorrang erhalten hat.
Ich überlasse meinem lieben Neffen Friedrich Wilhelm als erstem Thron¬
folger das Königreich Preußen, die Provinzen, Städte, Schlösser u. s. w. Auch
überlasse ich ihm den Schatz in dem Zustande, in welchem er sich an meinem
Sterbetage befinden wird, als ein dem Staate zugehöriges Gut, das nur zur
Verteidigung oder zur Unterstützung des Volkes angewandt werden darf.
Ich bin weder geizig noch reich gewesen und habe folglich auch nicht
viel eigenes Vermögen, worüber ich verfügen kann. Ich habe die Einkünfte
des Staates immer als die Bundeslade betrachtet, welche keine unheilige Hand
berühren durfte. Ich habe die öffentlichen Einkünfte nie zu meinem besonderen
Nutzen verwendet. Meine Ausgaben haben nie in einem Jahre 220000 Thaler
überstiegen. Auch läßt mir meine Staatsverwaltung ein ruhiges Gewissen,
i) die Einnahme und Ausgabe des Staates.