Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk

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Ratgeber auszuwählen; er hatte sie nur aus den Reichen und 
gar nur aus den Adligen genommen, und die hatten solchen Rat 
gegeben, daß nur für die Interessen der Reichen und Adligen 
gesorgt wurde, so daß es den meisten Leuten im Lande herzlich 
schlecht ging. Als der König das endlich merkte und eine Art 
Abgeordnetenhaus zusammenrief, da sagten die Abgeordneten: 
„Hier ist nichts mehr zu beraten; jetzt wollen wir allein be¬ 
fehlen; wir brauchen überhaupt feinen König mehr, wir können 
viel besser selber regieren." Ja, sie meinten, König sein wäre 
ein Verbrechen; denn alle Menschen müßten frei fein, dann 
würde erst die gute Zeit für die Menschheit kommen. Und 
dann begannen sie die gute Zeit damit, daß sie 5000 Leuten, 
die entweder reich und adelig oder Freunde oon Reichen und 
Adeligen waren, durch eine neuerfundene Mordmaschine die 
Köpfe abschlagen ließen. Auch mit ihrem eigenen Könige 
Ludwig XVI. machten sie es ebenso; auch mit der Königin 
Marie Antoinette; und was aus dem zehnjährigen Prinzen 
geworden ist, das weiß man nicht genau. Einige sagen, er 
sei ins Ausland geflohen; andere aber behaupten, er sei langsam 
zu Tode gequält worden. Das Volk aber behalf sich ohne 
Landesherrn als Republik. Diese Geschichten nennt man die 
französische Reoolution (das Wort heißt „Umwälzung"), und 
es gibt auch bei uns sehr viele Leute, die da meinen, mit 
der französischen Revolution habe die neue Zeit der Mensch¬ 
heit, die gute Zeit, begonnen. 
Den Franzosen bekam die Revolution schlecht genug. 
Sie mußten über zwanzig Jahre mit allen anderen Völkern 
Krieg führen; sie hatten das Glück, dabei einen Mann zu 
finden, der es vorzüglich verstand, die Soldaten im Kriege 
zu kommandieren und im Lande alle Einrichtungen gut anzu¬ 
ordnen: sie waren es zufrieden, daß dieser Mann sich selber 
zum Kaiser machte. Dieser Kaiser Napoleon I. hätte beinahe 
die ganze Welt erobert; schließlich wurde er aber doch besiegt,
	        
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