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sollen, daß ich der Lerr im Lande bin, und alle Lilfe im Lande bei mir zu¬
sammenkommt und von mir wieder ausgeht, dann muß ich auch in Berlin
wohnen und in Berlin mein Schloß haben. And die Städter selber müssen es
auch merken, daß der Landesherr doch noch mehr ist und noch mehr kann als
ihr Bürgermeister."
Nun war das aber eine wunderliche Geschichte. Seit den Zeiten Hein¬
richs IV. hatten die Städte es immer zu fühlen bekommen, daß eine starke
Regierung in Land und Reich ihnen heilsam war, weil sie die Straßen und
die Kaufleute und das Recht und das Eigentum sicher machte. And deswegen
waren ja die Städte auch immer kaisertreu gewesen, Äeinrich IV. und Bar¬
barossa, und waren auch dem Kurfürsten Friedrich I. gern und fröhlich zu¬
gefallen, als er den Raubadel dämpfte. Wie nun aber der Kurfürst Friedrich II.
kam und wollte ein festes Schloß mitten in ihr Gebiet setzen, zu Cölln an der
Spree, und sein Schloß sollte in die Stadtmauer hinein, daß sich die Stadt
gegen den Kurfürsten garnicht mehr wehren konnte, da wollten sie das nicht.
Ganz aufgeregt kamen die Ratsherren zusammen und beredeten, was sie tun
sollten. „So geht es immer," sagten sie, „erst tun die großen Herren, als
wollten sie uns helfen, und dann schlucken sie uns mit Äaut und Äaaren herunter.
Sind sie nicht auch vom Adel, diese Äohenzollern? And Art läßt nicht von
Art. So übermäßig reich sind sie schon lange nicht mehr. Der alte Kurfürst
hat gegen die Junker ja fast fein ganzes Vermögen aufgebraucht. Wer bürgt
uns denn, daß ber neue nicht plötzlich Gelüste kriegt nach unfern Geldkästen
und nach unfern Schatzkammern? Wir sind ihm ganz und gar preisgegeben,
wenn er uns hier auf dem Nacken sitzt. And gar die Mauer! Er will eine
feste Burg haben gegen uns, aber wir sollen offene Straßen haben gegen ihn?
Da wird nichts draus." And trotzig schlugen sie ihm seinen Wunsch ab und
wollten ihm für fein Schloß keinen Bauplatz geben. Ebenso trotzig dachten aber
auch die anderen Städte in der Mark. Sie sagten: „Anser Geld gehört uns,
und unsere Mauern haben wir uns selber gebaut, und unsere Diebe haben
wir bisher selber aufgehängt und unsere Zölle selber eingenommen, und das
soll auch so bleiben. Wir brauchen den Kurfürsten nicht. Wenn er unser Freund
fein wollte, das könnte uns schon gefallen, aber einen Herren wollen wir nicht
haben."
Das war ja nun dummes Zeug, und Friedrich II. konnte ihnen das gut
beweisen. Er sagte: „So, einen Kurfürsten braucht ihr nicht? Wer hat denn
dem fürchterlichen Raubwefen in der Mark ein Ende gemacht? Euer ganzer