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mit euren deutschen Soldaten in unserm Dienst?" sagte der Römer. „Aber
selbstverständlich," sagte Äermann, „wie würde ich dich denn auf solch
einem Zuge allein lassen." So ging es denn los, und Varus dachte:
„Eigentlich würde es garnichts schaden, wenn sich noch ein paar deutsche
Stämme erheben würden. Denn nun bin ich einmal im Gange, und die
Bauern will ich schon unterkriegen, und dann will ich dem Kaiser melden,
daß ich einen großen Sieg gewonnen habe und kann als Sieger mit Glanz
in Rom einziehen, und von meinen Ruhmestaten müssen noch einmal die
Kinder in der Schule lernen." Wenn Segestes ihm etwas gegen den
Lermann sagte, dann lachte er und sagte: „Ach du bist ja bloß auf den
Äermann zornig, weil er deine Tochter entführt hat; glaubst du denn,
ich bin so dumm und lasse mich von dir aufhetzen?" And so blieb er
mit Blindheit geschlagen.
Es ging über Berge und Täler, durch wilden, dichten Arwald. Die
Soldaten mußten oft mit Axt und Spaten darauf losarbeiten, um sich
einen Weg zu bahnen; es ging langsam genug. Es mußten ja Tausende
von Wagen und Lasttieren mitgeschleppt werden, denn die Soldaten mußten
doch Nahrung haben, und die Offiziere wollten nachts unter Zelten schlafen,
ja die Soldaten selber oft auch. Dazu regnete es um und um, und zwischen
dem Urwald, wo die dicke Laubdecke von verfaulten Blättern den Boden
bedeckte, manchmal auch richtiger Bruch- und Sumpfboden sich gebildet
Hatte, war es furchtbar schwer, vorwärts zu kommen. Da kam es denn
wohl vor, daß hier und da ein General fragte: „Es ist doch ein
Regiment Deutscher bei meinem Äeeresteil, laßt doch da mal nachfragen,
ob es hier nicht noch nähere Wege gibt." Dann wurde gesucht, und die
Offiziere ritten hin und her, aber die Deutschen waren weg. „Was ist
das eigentlich? Wo sind sie nur geblieben?" Keiner wußte es zu sagen.
So ging es nicht einmal, [so ging es mehrfach. Endlich brachten sie die
Nachricht dem Varus. „Na ja," sagte der, „sie werden eben einen besseren
Weg gewußt haben, oder sie sind im Dickicht abgekommen." Aber so
ganz wohl war ihm nicht dabei zu Mute. Auch Äermann war weg.
Keiner konnte den ungeheuren Äeereszug übersehen. Von dem Regen waren
Bäche und Flüsse angeschwollen, da ging es mit mühseligem Brückenbau
drüber her. Die Weiber und Kinder, die in Massen dabei waren, schrieen
und weinten. Verfaulte Riesenbäume mußten zwischen dem Gestrüpp bei¬
seite geschafft werden, über Wurzeln und Baumstümpfe stolperte man.