Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

101 — 
105. Luther und 
Mit Axt und Säge schreitet 
Dort einer in den Wald, 
Hat sich den Weg bereitet 
Durch Dick und Dünne bald. 
Daß er die Dorn' und Hecken 
Auf eins zusammen hau', 
Nimmt ers mit Stumps und Stecken, 
Mit Klötzen nicht genau. 
Und wo sich in dem Wege 
Hat Unkraut angehäuft, 
Frech rankend durchs Gehege 
Ein Wildfang sich verläuft, 
Da fegt er's all zusammen 
Nach Waldes Recht und Brauch, 
Und wirft es in die Flammen, 
Was kümmert ihn der Rauch? 
Dem strengen Mann zur Seite 
Ein milder Gärtner steht, 
Der giebt ihm das Geleite, 
Wenn in den Forst er geht. 
Wetanchlhon. 
Wo jener sägt und hauet, 
Da fährt er säuberlich, 
Er pflanzet, gießt und bauet 
Und freut am Wachstum sich. 
Und wo er baut und gießet, 
Gedeiht die Saat so mild, 
Die srei und kräftig sprießet 
Aus grünendem Gefild. 
Viel jungen Nachwuchs ziehet 
Er liebevoll heran; 
Und wer die Bäumlein siehet, 
Hat seine Freude dran. 
Der fromme Gärtnermeister 
Am Namen wird erkannt, 
Philipp Melanchthon heißt er, 
Schwarzerd zu deutsch genannt; 
Daß mit dem Milden werde 
Gepaart die stille Kraft, 
Dringt aus der schwarzen Erde 
Ins Mark des Baumes Säst. 
tzagenbach. 
Luther an Spalatin: Denn als man sich hätte sollen tierhoffen einer Einigkeit zwischen 
den Wittenbergern und Leipzigern, besorge ich, sie haben mit diesem Neid gemacht, daß man 
es mag dafür achten, die Uneinigkeit, Mißfallen und Unwille sei erstlich gewachsen. Denn 
das ist die Frucht der menschlichen Ehre. Und wiewohl ich etlichermaßen an mich halte, gleich¬ 
wohl kann ich mein Mißfallen nicht ganz ablegen; denn ich bin auch ein Mensch, der Fleisch 
und Blut hat wie andere. 
Leipzig. 1519. 
Nicolaus v. Amsdorf an Spalatin: Die Zuhörer halten allein den für den Ob¬ 
sieger, der am sehrsteu spricht und das letzte Wort behält. Weil denn Eck allezeit das letzte 
Wort gehabt und am sehrsteu geschrieen, wird er deshalb noch heutiges Tages vou den Leipzigern 
für den Obsieger gehalten und geehrt. 
Erasmus zu Friedrich dem Weifen (1520, in Cöln): Luther hat in zwei Stücken 
gefehlt, nämlich, daß er des Papstes Krone und die Bäuche der Mönche angegriffen hat. 
Vom Sakrament der Buße: Es ist keine größere Sünde, denn daß man nicht 
glaubt dem Artikel: Vergebung der Sünde, wie wir beten im täglichen Glauben. Und diese 
Sünde heißet die Sünde gegen den heiligen Geist, die alle andre Sünde stärkt und unver¬ 
geblich macht zu ewigen Zeiten: — Es ist nicht möglich, daß das Herz nicht sollte fröhlich 
sein, so es glaubt seiner Sünden Vergebung. 
Vom hochwürdigen Sakrament. Es ist aber bei mir für gut angesehen, daß die 
Kirche in einem gemeinen Concilium wiederum verordnete, daß man allen Menschen beider 
Gestalt gebe, wie den Priestern. 
Vom Papsttum in Rom. Gleichwie unter der römischen Einheit sein nicht Christen 
macht, also muß außer derselben Einigkeit sein nicht Ketzer, noch Unchristen machen. Nicht 
das macht Ketzerei, hier oder da sein, sondern nicht recht glauben, das macht Ketzer. Darum 
halte das feste, wer nicht irren will, daß die Christenheit sei eine geistliche Versammlung der 
Seelen in Einem Glauben.
	        
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