Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Und wie Herr Wrangel drüben den Schimmel nun erblickt, 
Ruft er den Kanonieren: ihr Kinder, zielt geschickt! 
Der auf dem Schimmel sitzet, der große Kurfürst ist's, 
Nun donnert und nun blitzet: auf wen's geschieht, ihr wißt's. 
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlechts, 
Und um den Herren fallen die Seinen links , und rechts; 
Dem Derffiinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm, 
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm. 
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreihn 
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein; 
Um Gott, Herr Kurfürst, weiche! der Kurfürst hört es nicht, 
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind in's Angesicht. 
Der Schimmel möcht' es ahnen, wem dieses Feuer gilt, 
Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild, 
Die Herren alle bangen, doch Ihm sagt's Keiner an; 
Wär' doch nicht rückwärts 'gangen, der fürstlich große Mann. 
O Preußen, damals wägte auf eines Auges Blick, 
Auf eines Zolles Breite sich furchtbar dein Geschick, 
O Zollern, deine Krone, o Friederich, dein Ruhm, 
Hier galt's im Ahn dem Sohne, im Hut dem Königtum. 
Hier galt es Sieg und Freiheit ob nord'scher Übermacht, 
Und wer, wenn er gefallen, wer schlüge seine Schlacht? 
Nicht Homburgs edle Hitze, nicht Derfflings rauher Mut, 
Nicht Grumbkow's Säbelspitze, nicht Heer noch Landsturm gut. 
Und doch, der Tod ist nahe und mäht um ihn herum, 
Und Alles zagt und trauert und Alles bleibet stumm. 
Die Scheibe ist der Schimmel, das merket Jeder nun, 
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's keiner thun. 
Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her: 
Herr Kurfürst, euer Schimmel, er scheut sich vor'm Gewehr, 
Das Tier zeigt seine Launen, ihr bringt's nicht in's Gefecht, 
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indeß zurecht. 
Der Herr schaut ihm herüber: es ist mein Lieblingsroß; 
Doch das verstehst du bester, so reit' es nur zum Troß. 
Sie wechseln still, dann sprenget rasch, ohn Gruß und Wort, 
Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort. 
Und weit von fernem Herren hält er zu Rosse nun, 
Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruhn, 
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt, 
Und „wacker war's gemeinet," der alte Derffling brummt. 
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