Full text: Kommentar zu Serie III der Kulturgeschichtlichen Bilder (H. 3)

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besser Sumptuosite (Kostbarkeit) mit extraordinairen Gout (außergewöhn¬ 
lichem Geschmacke) so nobel (fein, edel) zu verbinden wisse, auch stecken Sie 
sür alle Ihnen bewiesenen Egards (Achtung) so tief in Obligation (Ver¬ 
pflichtung), daß Sie nicht einsähen, wie Sie Sich revangieren wollten" 
Mit dem Hofe zu Dresden wetteifere, so erzählt der fremde Cavalier, 
der Hof zu Stuttgart unter der Regierung Karl Eugens in der Entfaltung 
von Pracht und Verschwendung. „Stuttgart ist der Sitz des Vergnügens 
und der Hof der prächtigste in Deutschland. Um den Glanz desselben zu 
vermehren, hat mau eine Menge fremden Adels in das Land gezogen. Es 
wimmelt von Marfchällen, Kammerherren, Edelknaben und Hofdamen: 
mehrere von ihnen genießen großer Gehalte. In ihrem Gefolge erscheint 
ein Heer von Kammerdienern, Heiducken, Mohren, Länsem, Köchen, Lakaien 
und Stallbedienten in den prächtigsten Livreen. Zugleich bestehen die 
Korps der Leibtrabanten, der Leibjäger und der Leibhusaren, deren Uniformen 
mit Gold, Silber und kostbarem Pelzwerke bedeckt sind. Für den Marstall 
werden die schönsten Pferde angekauft und zum Teil unt außerordentliche 
Preise ans den entferntesten Ländern herbeigebracht. Einen ungeheuren 
Aufwand erfordern das Theater, die Oper, die Ballete und die Musik. Die 
größten Künstler werden aus Frankreich und Italien herbeigerufen. Noverre 
ist Direktor des Ballets, Jomelli Kapellmeister, und selbst Vestris muß 
sich zwischen Stuttgart und Versailles teilen. Letzterer steht seine Kunst- 
leistnngen mit 12000 Gulden jährlich belohnt. Man führt Opern auf, zu 
denen die Vorbereitungen einen Aufwand von 100 000 Gulden erfordern. 
Öfters, besonders an den Geburtsfesten des Herzogs, werden Feierlichkeiten 
veranstaltet, an denen man alles vereinigt steht, was irgend Kunst und 
Pracht zu Stande bringen können. Um die Zahl der Bewunderer aller 
dieser Herrlichkeiten zu vermehren, ladet man eine Menge Fremder von 
Stande ein, die auf Kosten des Hofes leben. Manches Geburtsfest verschlingt 
3—400 000 Gulden. Da erscheint alles im höchsten Glanze, es werden 
die prächtigsten Schauspiele und Ballete gegeben; Veronese brennt Feuerwerke 
ab, die in wenigen Minuten eine halbe Tonne Goldes verzehren. Der 
ganze Olymp wird versammelt, um den hohen Herrscher zu verherrlichen, 
und die Elemente und die Jahreszeiten bringen ihm ihre Huldigungen in 
zierlichen Versen dar."* 
e Bericht des Prälaten Johannes Gottfried bei Johannes Scherr Seite 447. Von den 
Jagden Karl Eugens berichtet derselbe: „Nicht weniger glänzend als die Geburtsfeste 
waren die Festinjagden, die bald in dieser bald in jener Gegend des Landes veranstaltet 
wurden. Der Herzog liebte diese Art von Bergnügen ebenso leidenschaftlich, als er anderer¬ 
seits der kostspieligsten Baulust fröhnte. Ein zahlreiches Korps von höheren und 
niederen Jagdbedienten war ihm zu Gebote. Seiner Nachsicht gewiß, durften sie sich die 
rohesten Mißhandlungen und die schreiendsten Ungerechtigkeiten gegen den seufzenden
	        
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