Full text: Bilder aus dem Dreißigjährigen Kriege (H. 5)

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Wanderschaft geplündert hätten, bot der Pfarrer dem Studenten 
Butter, Brot und einen Trunk Bier an. Mich bat er, mit ihm 
in die Kirche zu gehen, damit ich ihm dort ein paar Bilder aus¬ 
bessere. Um das Spiel nicht zu verderben, mußte ich folgen. Er 
führte mich durch die Küche. O Wunder! Der Kamin hing voller 
Schinken, Knackwürste und Speckseiten, die mich anlachten. — Als 
wir nun in der Kirche waren und mir der Pfarrer einige von den 
Gemälden auszubessern übertragen wollte, suchte ich allerlei Aus¬ 
reden. Da sagte der Glöckner: „Du, Kerl, ich halte dich eher 
für einen Soldatenjungen, als für einen Malergesellen!" Ich aber 
antwortete: „O, du Kerl, gib mir geschwind Pinsel und Farben, 
so will ich dir im Hui einen Narren malen, wie du einer bist!" 
Da glaubte mir der Pfarrer, ließ noch einen Trunk holen, dann 
konnten mein Kamerad und ich ziehen. Ich aber ließ mein Herz 
bei den Knackwürsten. 
Noch vor der Nacht kamen wir zu unsern Gesellen zurück. 
Ich erzählte dem Hauptmann meine Absicht und las sechs tüchtige 
Kerle aus, in erster Linie den Erzschelm Springinsfeld. Um 
Mitternacht kehrten wir ins Dorf zurück. Wir standen vor dem 
Pfarrhause und überlegten mit Fleiß, wie man in die Küche 
kommen könne, sahen aber keinen andern Eingang als den Schorn¬ 
stein. Schnell brachten wir Leiter und Seile aus der Scheune 
herbei. Mit Springinsfeld stieg ich aufs Dach, das zu unserm 
Vorhaben bequem gebaut war. Ich ließ mich an einem Ende des 
Seils zu meinem geliebten Speck hinunter, band einen Schinken 
nach dem andern und eine Speckseite nach der andern an das Seil, 
das der Kerl da oben auf dem Dache hinauffischte. Aber, potz 
Unglück! Als ich eben Feierabend machen wollte, brach eine 
Stange im Schornstein, daß der arme Simplizissimus hinunterfiel 
und wie in einer Mausefalle gefangen saß. Mein Kamerad auf 
dem Dache ließ das Seil herunter, um mich hinaufzuziehen, aber 
es zerriß. 
Der Pfarrer war von meinem Fall erwacht und befahl seiner 
Köchin, Licht anzuzünden. Sie kam in die Küche, flüchtete aber 
zu ihrem Herrn zurück. Ich machte mich mit meinen schmutzigen 
Händen, darin ich Asche, Ruß und Kohlen rieb, im Gesicht so ab-
	        
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