4. Von Wartenburg nach Leipzig. 
Füsilier Hechel: Wir kamen auf unserem Marsche nach Halle, und 
wir Füsiliere vom 2. Brandenburgischen Regiment wurden bei Bürgern 
einquartiert. Ich kam mit fünf Kameraden in das Haus einer reichen 
Witwe zu liegen, wo wir aufs trefflichste bewirtet wurden. Wir ließen 
es uns den ganzen Tag über wohl sein. Am Abend führte uns unsere 
Wirtin in ein großes Zimmer und wies uns sechs schöne Betten zum 
Schlafe an. Wir mochten ihre Güte nicht mißbrauchen, standen ver¬ 
legen da, und kein Mensch wollte mit der Sprache heraus. Einer 
rieb sich die Schulter am Türpfosten und sagte endlich: „Wir kommen 
aus Biwaks, Frau Wirtin, und sind's so gewohnt, geben Sie uns 
lieber eine Streu!" „Nein, nein!" sagte sie, „desto besser wird's 
Ihnen in Betten gefallen!" „Aber aus russischen!" fuhr er fort, um 
sich deutlicher zu machen. Die Wirtin sah ihn fragend an, da platzte 
wieder einer treuherzig heraus: „Und sitzen blindwettervoll Läuse!" 
Da fragte uns unsere freundliche Wirtin, ob wir nicht reine Hemden 
bei uns hätten, und als wir es bejahten, hieß sie uns dieselben an¬ 
ziehen und all unser Zeug auf einen Haufen werfen. Die Köchin 
mußte es abholen und in den Backofen stecken, uud während wir 
schliefen wie die Prinzen, wurde unser sämtliches Ungeziefer totge¬ 
backen. Uns war aber am andern Morgen nicht wenig wohl, daß 
wir von dieser Plage befreit waren. 
Es war am 15. Oktober, als wir von Halle ausrückten. Noch 
vor Schkeuditz machten wir mit hereinbrechender Nacht Halt und 
lagerten uns zu beiden Seiten der Stadt. Ich holte in der Dunkel¬ 
heit Wasser aus einem nahen Teiche, um eine Mehlsuppe zu kochen. 
Als sie fertig war, mochte niemand davon essen, so modrig schmeckte 
sie. Am andern Morgen, als wir den Teich sahen, aus dem ich das 
Wasser geschöpft, ward uns das Rätsel gelöst. Er lag voll toter 
Pferde, Schafe und Leichname von Franzosen. Die Kavallerie war 
durchgeritten und hatte alles aufgerührt. So geht's im Kriege her. 
Gut, daß wir die Suppe weggossen, sonst hätte sie sich wohl heute 
noch im Magen umgewendet. 
14. Okt. Stabskapitän Schack vom'Jorkschen Korps: Der 
Knoten wird von Minute zu Minute enger und gefährlicher geschürzt.
	        
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