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sische Kavallerie, die sich vom Feinde getrennt hatte und zu uns über¬ 
ging. Wunderbar und seltsam war dieser Auftritt, der fast auf eine 
festliche Weise, ohne irgend eine Störung vor uns stattfand. Die 
Reiter hielten ruhig, entschlossen und dennoch, wie es mir schien, 
niedergeschlagen in unsrer Nähe still. Der Anführer trennte sich von 
den übrigen und näherte sich unserm Feldherrn, der ihn in würdiger 
Haltung erwartete. Sie hätten, versicherte der sächsische Offizier, lange 
den Augenblick erwartet, in welchem sie sich aus der unnatürlichen 
Lage herausreißen könnten, die sie zwang gegen ihr eigenes Volk zu 
kämpfen; jetzt erst war es ihnen gelungen. Doch baten sie um Scho¬ 
nung; sie wünschten nicht, in dieser Schlacht zu fechten. Ihr unglück¬ 
licher König sei in Leipzig, er bewohne ein Haus auf dem Markte. . . . 
Blücher redete sie kurz, aber freundlich an; gewährte ihre Bitte, und 
ihnen wurde eine Stellung hinter dem fechtenden Heere angewiesen. 
Auf ihrem Marsch verfolgte ich sie lange mit inniger Teilnahme; ich 
konnte mir das drückende Gefühl ihrer Lage vorstellen. . . . 
Gneisenau über den 18. Oktober an seine Frau: 
Gestern kämpften die ungeheuern Mafien gegeneinander. Ein Schau¬ 
spiel, wie es seit Lausenden von Jahren keines gegeben hat. Von 
einer Höhe konnte ich die jenseitige Armee übersehen; die uusrige fast 
diesseits. Viel Blut ist geflossen. Auf meilenlangen Strecken liegen 
die Toten und Verstümmelten. Wir drängten endlich die französische 
Armee in einem engen Raum dicht bei Leipzig zusammen. Die Nacht 
ließ endlich das Feuern aufhören. Heute früh griff ein Teil unserer 
(der schlesischen) Armee Leipzig an. Unser Angriff auf Leipzig war 
sehr blutig. Nach vielen Stunden Arbeit erstürmten unsere Truppen 
die Stadt. Von allen Seiten begegneten sich die Truppen der ver¬ 
schiedenen Armeen. Der General Blücher und wir waren die ersten, 
die einzogen. Wir wurden von dem Freudengeschrei der Einwohner 
und von dem Hurrarufen der siegenden Truppen bewillkommt. Wir 
fanden eine Menge Gefangene, 20000 Verwundete, noch viel mehr 
Kranke: die Toten lagen überall umher. Viele Generale sind in 
unseren Händen. Zertrümmerte Häuser, umgeworfene Bagagewagen, 
Truppen aller Nationen. Es ist eine Verwirrung ohnegleichen. . . . 
Alle Anstalten sind getroffen, um den Feind aufs lebhafteste zu ver¬ 
folgen. Den Rest seiner Armee wollen wir vernichten. So weit habe 
ich es endlich gebracht. Vieles habe ich zu dieser Wendung der An-
	        
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