Full text: Kampf der Hohenzollern mit dem Adel in der Mark Brandenburg (H. 14)

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führt der Zufall, sagt die Weisheit der Kinder dieser Welt, die gehar¬ 
nischten Dreihundert, die Kurt Schlabrendorf einüben will, zum Köp- 
nicker Tor hinaus. Nun, wer den Engel Michael mit flammendem 
Schwerte nicht sehen will, der sehe diese wackere Schar, vom Zufall 
geleitet, ihrem Fürsten folgen. Schaut, wie ihre glänzenden Panzer, 
ihre Schilde und Helme durch die Heide flimmern; die Krähen und 
Raben schreckten auf vor dem Glanze, die siebzig Mörder sehen sie 
nicht; vor dem Klirren der Stahlrüstungen, vor dem Getös und Ge¬ 
trampel der zwölfhundert Hufen flohen die Hirsche, man sah die Hasen 
ins Wasser springen, die Vögel entflohen, die Räuber hörten nicht 
und flohen nicht. Sie ließen sich umzingeln wie ein blödes Tier. 
Siebzig Dolche, siebzig Schwerter, siebzig Streitäxte, siebzig verzwei¬ 
felte Böfewichter wehrten sich nicht. Sie ließen sich fangen, binden, 
führen, richten, ohne einen Schwertschlag. Wer blendete, betäubte, 
lähmte sie, die sich vermessen, unseren Kurfürsten umzubringen und 
das Reich umzudrehen? „Nun ist's entschieden. Mit dem Adel 
ist's aus." So sprach der Bürgermeister von Berlin. 
IV. In des Kurfürsten Zimmer. 
1. Am folgenden Sonntag ritt ein hoher, stolzer Ritter — der 
Graf von (Siech — mit stattlichem Gefolge in Berlin ein. Sein 
Gesicht war blaß, seine Augen rollten fast zornig von dem, was er 
gesehen. Es hätte auch andere erschreckt, die langen Reihen von Gal¬ 
gen, der Kopf auf der Eisenstange über dem Köpnicker Tore, der ihn 
schon von fern angrinste. Es war Otterstädts Kopf. Ein Karren 
mit zerrissenen Gliedern peitschte an den Reitern vorüber. Es waren 
Otterstädts Glieder. 
Der Graf von Giech trat in glänzender Silberrüstung, als Ab¬ 
gesandter seines Herrn, des Markgrafen Friedrich des Ältern, vor den 
Kurfürsten von Brandenburg. Der Vertreter des Oheims sprach zu 
dem Neffen feines Herrn. In ihm sprach mit der Zorn des großen, 
freien Edelmanns, vielleicht auch das verwundete Herz des Menschen. 
Nicht alle Gesandte sprechen so vor einem Fürsten, in dessen Hand 
noch das Richtschwert zittert. Die Hofleute sahen es mit Schrecken 
und hörten es doch mit heimlicher Freude.
	        
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