Full text: Kampf der Hohenzollern mit dem Adel in der Mark Brandenburg (H. 14)

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Grinsen, warum überstottern sie sich in Ehrfurchtsbeteuerungen? Es 
ist ja möglich, daß ich irrte, ich bin ein Mensch, jung; möglich, daß 
ich zu rasch gehandelt, mich hinreißen ließ — wenn sie Mut hätten, 
wenn ihre Sache gut wäre wie meine, warum ist denn nicht ein 
einziger, der es wagt, mir vor die Stirn zu treten, der es ausspricht? 
Ich könnte zürnen, auffahren, strafen. Nun, wagt das keiner um 
eine gute Sache? Wagt keiner, sich selbst zu opfern, um was ihm 
heilig ist? — Ich will mit ihnen fertig werden, mit ihnen allen, ich 
allein!" 
3. Im Zimmer verbreitete der große schwarze, mit vielen künst¬ 
lichen Figuren ausgelegte Ofen eine dunstende Wärme. Joachim riß 
das Fenster auf, um frische Luft zu schöpfen. Es kam auch da nichts 
Frisches herein. Ein Dampf lagerte über der Stadt, die Spree floß 
träg zu Füßen der Mauern, kaum daß ein paar Sterne sich matt in 
ihrem schwarzen Wasser spiegelten. Wenige gingen über die Brücke. 
Nur drüben an dem sumpfigen Ufer hielt ein Mann mit zwei Reit¬ 
pferden. Ein anderer, in einen Mantel verhüllt, einen Federhut auf 
dem Kopf, sprach mit ihm. Dann schritt dieser über die Brücke nach 
dem Schlosse zu; nach einer Weile folgte ihm der Mann mit den 
beiden Pferden. Es schien dem Fürsten, als wenn er bie Tiere vor¬ 
sichtiger führte, als es sonst Art ist. 
4. Der Anhauch der Lust hatte sein Blut nicht erfrischt, als 
Joachim sich wieder an den Schreibtisch setzte. Er las, er schrieb, 
aber seine Gedanken flogen abwärts. Er dachte an seinen Oheim 
Friebrich, beffen Schreiben vor ihm lag. Wie glücklich war ber in 
seinem glücklichen Oberlanbe, in ben grünen Bergen, wo bie munteren 
Bäche plätschern, bie Tannen an ben Abhängen rauschen, bie Morgen- 
sonne bie schönen Schlösser auf ben Höhen anglüht! „Ach, wären 
wir bort geblieben! Welche saure Arbeit wäre uns erspart! — Aber 
auch eine ehrenvolle Arbeit minber", antwortete er sich itnb langte 
tüieber aus bem Pult bas Testament bes Vaters. Er las es unb las 
es. „Ich arbeite ja nur in beinern Dienst, auf beinen Befehl." 
Das Pergament war wieber verschlossen, unb Joachim schrieb unb 
blätterte in ben Schriften vor ihm, bis bie bunfien Gebanken aber¬ 
mals ihn zu übermannen schienen. Er legte bie Feber weg unb 
seinen Kops in bie Lehne. 
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