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zu Carl stand, so suchte er sich demselben zu entziehen. Zu dem
Ende verband er sich sogar mit den Avaren und lockte sie ins Land.
Da ließ ihn Carl vor Gericht laden und auf dem Reichstag zu
Ingelheim zum Tode verurtheileu; doch begnadigte er ihn nachher
und verwies ihn und seine Familie in ein Kloster. Gegen die
Avaren beschloß er aber einen Vertilgungskrieg; sein Sohn Pipiu
erstürmte die Hauptfestung des Volkes zwischen Donau und Theiß
und brach seine Kraft; das Land zwischen Ens und Raab schlug er
zum fränkischen Reiche unter dem Namen avarische oder östliche
Mark (796). So erstreckte sich sein Reich vom Ebro im Westen
bis zur Raab im Osten und der Eider im Norden 'bis über den
Tiber im Süden.
Während der Kriege gegen die Avaren, die schon 791 begonnen
hatten, faßte Carl auch einen Plan, der erst in neuerer Zeit zur
Ausführung gekommen ist, nämlich die Regnitz, einen Nebenfluß des
Main, mit der Altmühl, die in die Donau fließt, und so Rhein
und Donau mit einander zu verbinden, um den Transport von
Lebensmitteln unb Kriegsgeräth zu erleichtern. Unzulänglichkeit der
Mittel unb anhalteubes Regenwetter ließen bas Werk nicht zu Stande
kommen, das durch den 1841 vollendeten Douau-Main oder Ludwigs-
Kanal ins Leben gerufen ist.
Noch vor Beenbignng ber Sachsenkriege umgab Carl feine
Herrschaft mit einem neuen Glanze burch bie Wieberherstellung des
römischen Kaiserthums. Der Papst Leo III. war in Rom bei einem
feierlichen Umzüge von feinen Gegnern mißhandelt und vom Pferde
gerissen worden. Er suchte persönlich auf dem Reichstage zu Pader¬
born Carls Hülfe nach; dieser ließ ihn unter einer starken Bedeckung
nach Rom zurückführen und in feine Würde wieder einsetzen. Er
selbst unternahm 800 einen Zug nach Italien, blieb dort über ein
Vierteljahr, ordnete die Verhältnisse unb hielt strenges Gericht über
bte Ausrührer. Als er am ersten Weihnachtstage im Festkleibe eines
römischen Patriciers am Altar ber Peterskirche knieenb seine Anbacht
verrichtete, erschien der Papst, setzte ihm die Krone auf's Haupt
und begrüßte ihn als Kaiser, worauf das Volk den Jubelgefmtg an¬
stimmte: „Dem von Gott gekrönten, großen, friedebringendeu Kaiser
der Römer, Carl Augustus, Leben und Sieg." So stand nun Carl