Full text: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

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Lehen, ihm trotzten, aber besiegt und hingerichtet wurden, desgleichen in 
Baiern, dessen Herzog zu deu Uugaru flüchtete und sie zu einem neuen 
Raubzuge anstachelte. Im Kampfe mit diesen verwundet und voll Gram 
darüber, daß ihm die Kraft fehlte seinem guten Willen Nachdruck zu 
verleihen, bestimmte er seinen Bruder Eberhard auf die Bürde der 
Krone zu Gunsten seines Feindes, des sächsischen Heinrich, zn verzichten 
und starb am Ende des Jahres 918. 
§ 9. Das liicMche Herrscherhaus. 
Heinrich I. (919—936) von Sachsen und Franken zum 
Könige gewählt verschmähte die geistliche Bestätigung seiner 
Würde, gewann durch Schonung der Stammeseigentümlichkeiten 
und der angemaßten Herzogsrechte die Fürsten Schwabens und 
Baierns, durch Familienbande das fünfte Herzogtum, das, weil 
es einst Besitz Lothars und seines gleichnamigen Sohnes gewesen, 
den Namen Lothringen trug. Durch Einfälle der Ungarn ver¬ 
anlaßt sorgte er zunächst in Sachsen für Anlage fester Burgen 
und Städte, übte seinen Heerbann im Reiterkampfe und griff 
als Vorbereitung für eine größere Aufgabe seine slavischen Nach¬ 
barn im Osten an, denen er Brandenburg nahm und die er 
bei Lenzen besiegte. Die Ungarn, welche vertragsmäßig 9 Jahre 
Ruhe gehalten hatten, brachen 933 wieder aus ihren Pußten 
hervor, um in der Nähe von Merseburg kräftig zurückgewiesen 
zu werden. Den Dänen nahm Heinrich Schleswig ab und 
machte es zur Mark gegen die Ueberfälle von Norden. So ist 
er der Wiederhersteller eines kräftigen deutschen Reiches geworden. 
Ihm folgte von allen Stämmen Deutschlands gewühlt und 
in Aachen feierlich gekrönt sein 24jähriger Sohn Otto J. 
(936—973). Sein Halbbruder Thankmar fiel in einem Auf¬ 
stand gegen ihn; schwieriger war der Kampf, welchen ihm sein 
rechter Bruder Heinrich, der Liebling der Mutter Mathilde, in 
Verbindung mit den Herzögen von Franken und Lothringen und 
dem Mainzer Erzbischof bereitete. Die Lothringer wurden bei 
Birthen besiegt, die Herzöge kamen bei Andernach ums Leben, 
Heinrich erhielt Verzeihung (939). Von nun an verlieh Otto 
die großen Herzogtümer meist an Verwandte: Lothringen an 
seinen Schwiegersohn Konrad, Baiern an seinen Bruder Heinrich,
	        
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