558 IX. Der große Komet.
sie Napoleon rasch aus seiner Hand und setzte sie sich selbst
ans. Der Papst war verblüfft, wurde auch sonst enttäuscht
und kehrte verstimmt heim.
Die europäischen Mächte, mit Ausnahme von Eng¬
land, Rußland und Schweden, erkannten alsbald den neuen
Monarchen an. Besonders bereitwillig that es Franz II
welcher nun sich selbst zum „Kaiser von Oestreich"
beförderte, so daß er jetzt zwei Kaiserkronen trug.
Am 25. Mai 1805 nahm Napoleon zu Mailand
unter unsäglichem Prunke auch die so lange von deutschen
Kaisern getragene Eiserne (Lombardische) Krone aus sein
Haupt, wobei er sprach: „Gott hat sie mir gegeben; wehe
dem, der sie antastet!" Damit machte er der von ihm
selbst geschaffenen Cisalpinischen Republik ein Ende. Zn
diesem seinem neuen Königreich Italien, über das er
seinen Stiessohn Eugen Beanharnais als Vicekönig
setzte, schlug er noch Guastalla, dagegen die Ligurische Re¬
publik zu Frankreich. Seiner Schwester schenkte er Lncca
Er that, was er wollte.
Alles fürchtete den Übermächtigen; nur England
trotzte ihm und gegen dieses vom Meer umschirmte Reich
konnte er nichts ausrichten. Zwar wollte er jetzt die ge¬
drohte Landung bewerkstelligen; hatte er doch schon in allen
seinen und Spaniens Häsen Schiffe bauen lassen, ein
Landungsheer hinzubringen. Und dieses Heer stand jetzt
bei Boulogne gesammelt und schlagfertig. Napoleon
hatte sich da am Strande einen Thron herstellen lassen;
von ihm sah er hinüber zum nahen Albion und ans seine
im Einschiffen sich übenden Truppen. Aber die englischen
Schiffe hielten überall Wache, daß seine Fahrzeuge nicht
auslaufett konnten; 2300 derselben standen ihm zu Gebote
und doch nicht, weil er sie nicht herbeibringen konnte. Da
nun England die kräftigsten Gegenrüstungen machte, seine
Ufer befestigte und alle Kampffähigen zur Abwehr bewaff¬
nete, mußte er die Landung „aufschieben". Seine kampf¬
bereite Armee konnte er eben wo anders verwenden.