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2. Während so der Versuch Friedrichs I., sich ein selbstän¬
diges Herrschaftsgebiet auch jenseits der Alpen zu schaffen, an dem
Widerstande der Lombarden vollständig gescheitert zu sein schien,
hatte im Norden Heinrich der Löwe, seit 1162 nicht mehr
an den Römerzügen beteiligt, die baltischen Slawen seiner Herr¬
schaft unterworfen und mit Hilfe der Kirche (Bistümer Olden¬
burg-Lübeck, Mecklenburg, Ratzeburg-Schwerin) und freiwilliger
Einwanderer namentlich aus Westfalen und dem fränkischen (flämi¬
schen) Niederrheinlande auch christlich-deutsche Gesittung begründet.
Rücksichtslos machte Heinrich seine herzogliche Gewalt aber auch
innerhalb Sachsens geltend; den Widerstand der dadurch be¬
drohten Großen brach er mit Gewalt oder durch kaiserliche Ver¬
mittelung. Wie schon vorher durch den Bund mit dem see-
gewaltigen König Waldemar I. von Dänemark, so gewann
der Herzog jetzt eine weitere Stütze seiner säst königlichen Macht
durch seine Vermahlung mit Mathilde von England der Tochter
Heinrichs II., 1168 (s. Lieblingssitz in Braunschweig, Pfalz in
Dankwarderode mit dem ehernen Löwen, Blasiusdom).
3. Das seither freundschaftliche Verhältnis zwischen Kaiser
und Herzog wurde indessen getrübt, seitdem Friedrich I. in
Deutschland Ersatz für die schweren Verluste in der Lombardei
zu finden suchte. Daher behielt er nach dem Tode Friedrichs
von Rotenburg Schwaben samt dessen ausgedehnten fränkischen
Allodien für sich, gewann von seinem verschwenderischen Oheim
Welf durch reiche Vorschüsse die Aussicht auf bessert reiches Erbe,
erwarb auch sonst burch Kauf ober Vertrag eine Masse von
Gütern in Franken unb Schwaben, sowie zahlreiche Kirchenlehen
unb täuschte enbtich burch bie Krönung seines 4jährigen Sohnes
Heinrich (116LJ) des Herzogs ehrgeizige Hoffnungen.
4. In Italien hatte sich während Friedrichs I. mehrjähriger
Abwesenheit der lombardische Städtebund auch über die Städte
der Romagna und der Marken (um Ancona) ausgedehnt und
selbst Pavia zum Anschluß gezwungen, durch die Erbauung von
„Alessandria" am Tanaro aber ein festes Bollwerk gegen die
staiifische Herrschaft geschaffen. Darum zog Friedrich zum fünften
Male nach Italien (5. Römerzug 1174—78). Er zerstörte Susa,
dann Asti, die erste Bundesstadt, woraus Pavia sofort wieder
auf feine Seite trat, mußte jedoch die Belagerung des hartnäckig
verteidigten Alessandria aufheben. Im Angesicht einer neuen all¬
gemeinen Erhebung ber Lombardei sah er sich von Heinrich
dem Löwen auf einer persönlichen Zusammenkunft in Parten-