Full text: Grundzüge der Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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seine innere Schwäche, namentlich als sich der von König Thrasa- 
mnnd geknüpfte Bnnd mit dem Oftgotenreiche mit dessen Tod (523) 
wieder löste (Tötung Amalafridas, der Schwester Theoderichs d.Gr. 
und ihres gotischen Ehrengeleites durch den römer- und katho- 
lifenfreunbltchert König Hilderich) und an dessen Stelle die un¬ 
natürliche Verbindung mit Ostrom trat. Die Kraft des van- 
dalischen Volkes war im Laufe der Zeit gebrochen worden durch 
die hier besonders schroffen nationalen1) und kirchlichen Gegen¬ 
sätze, durch die Verweichlichung inmitten des verkommenen Römer- 
tums eines südlich-üppigen Landes, durch die fortwährenden Ein- 
sälle der unbotmäßigen Mauren und durch den blutigen Zwist 
innerhalb des Königsgeschlechtes. 
2. Jetzt benützte Justinian die Entthronung des ihm be¬ 
freundeten unkriegerischen Hilderich durch dessen Neffen Gelimer 
zur Einmischung in die vandalischen Angelegenheiten. Überrascht 
durch die plötzliche Landung Belisars, erlagen die geteilten 
Scharen Gelimers im ersten Kampfe 533, und die Hauptstadt 
Karthago ergab sich ohne Widerstand. Gelimers Flucht zu den 
Mauren ins Gebirge, wo er in einer öden Bergfeste 3 Monate 
ausharrte, bis er sich, durch Hunger gezwungen, ergab, ent¬ 
schied das Schicksal seines Reiches. Es folgte die Unterwerfung 
Sardiniens, Corstcas, der Balearen, Mauretaniens und die Ein- 
534 führung des byzantinischen Regieruugs- und Steuersystems 534. 
Unmittelbar daraus griff Juftiniau das ostgotische Reich in Italien 
an, und auch hier kam ihm innere Zerrissenheit entgegen. 
3. Das ostgotische Reich in Italien 493—555. 
1. Das Reich Theoderichs d. Gr. (493—526) umfaßte 
unmittelbar außer Italien und den dalmatischen Küstenlanden 
Rätien und Noricum, sowie die früher westgotische Provence; 
mittelbar beherrschte er aber durch seinen Enkel Amalrich auch 
das westgotische Reich in Spanien und Gallien (S. 47) und hatte 
Einfluß auch in Afrika (s. o.). Als Nachfolger der Imperatoren 
im Besitze des Mutterlandes des römischen Reiches und feiner 
Hauptstadt Rom, wenn auch dem Namen nach unter oströmischer 
Oberhoheit, machte er Anspruch auf einen Ehrenvorrang und 
') Der Gegensatz der Nationen war in Afrika auch landschaftlich aus¬ 
geprägt. insofern als die Vandalen in Masse nur im Gebiete von Karthago? 
der römischen provincia proconsularis, auf den Grundstücken der verknechtelen 
Römer siedelten („Sortes Vandalonim“).
	        
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