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3) Diese Wallfahrten hatten auch nicht aufgehört,
als 637 die Araber (5,8) sich des Landes bemächtig¬
ten; vielmehr erschien diesen der lebhafte Fremdenverkehr
wegen der Abgaben, welche die Pilger an den heiligen Orten
entrichten mußten, äußerst vorteilhaft.
4) Als aber die Seldschuken, ein rohes, mit den
Türken verwandtes Volk aus dem inneren Asien, 1076
Syrien und Jerusalem eroberten, änderte sich dies, und die
traurigsten Nachrichten über Beschimpsung her heiligeit
Orte und Mißhandlung der eingeborenen Christen
und der Pilger gelangten nach dem Abendlande, wo des¬
halb der Gedanke eines Kriegszugs nach Palästina immer
mehr begeisterte Anhänger fand.
5) Besonders die Päpste waren diesem Gedanken zn-
gethan. Gregor VII fand wegen seiner Streitigkeiten mit
Heinrich IV nicht Zeit, die Sache ins Werk zu setzen. Da¬
gegen gelang es seinem Nachfolger, Urban II, auf zwei
Kirchenversammlungen, die anwesenden Geistlichen und Laien
so zu begeistern, daß aus vieltausend Kehlen der Ruf erscholl-.
„Gott will es!" und Tausende als Zeichen der Teilnahme
am Kriegszug ein rotes Kreuz aus Seide oder Wolle sich
auf die rechte Schulter heften ließen.
6) Um den Gedanken auch in weite Kreise des Volkes
zu tragen, wurden Frankreich, und Italien —- Deutschland
nicht, weit es am Gegenpapst Clemens III festhielt (12,25))—•
von geistlichen Volksrednern durchzogen. Der bekannteste der¬
selben ivar der französische Einsiedler Peter von Amiens,
der die Zustände im heiligen Sande aus eigener Anschauung
kennen gelernt hatte und in glühend-begeisterter Rede die
Bedrängnisse der morgenländischen Christen schilderte.
7) Peter und seine Genossen predigten nicht tauben
Ohren. Die in Aussicht gestellte V erg e btt ng der Sun de n
war für viele ein starker Sporn, „das Kreuz zu nehmen."
Manche ließen sich aber auch durch weniger edle Beweg-