192 VI. Von Karl V. bis zum Ausbruch des 30 jährigen Krieges.
Grade, daß der Ausbruch eines blutigen Krieges unvermeidlich wurde.
Ä) Köln. -V M Köln war Erzbischof Gebhard zur reformierten Kirche über¬
getreten; auf feine Veranlassung hatten auch die meisten Städte des
Erzbistums die neue Lehre angenommen; da entsetzte ihn der Papst
auf Grund des Geistlichen Vorbehaltes seines Amtes und seiner Würde
und berief einen Prinzen aus dem bayerischen Regentenhause auf den
erzbischöflichen Stuhl. Dieser brachte mit Hilfe fpanifcher Truppen
aus den Niederlanden die Städte zur Unterwerfung und zwang alle
Nichtkatholiken zur Rückkehr in die katholifche Kirche oder zur Aus¬
wanderung (1583).
d) Steiermark. In Steiermark und Kretin, wo unter Ferdinand I. und
Maximilian II. in der Mehrheit des Volkes ein Religionswechsel ein¬
getreten war, führte Erzherzog Ferdinand, ein Enkel Ferdinands I.,
den Kampf gegen die Protestanten mit großer Härte. Die evangelischen
Prediger nud Bürger mußten katholisch werden oder das Land räumen.
In ähnlicher Weise setzte man in den Bistümern Würzburg (Bischof
Julius Echter von Mefpelbrnnn), Bamberg und Salzburg die
Gegenreformation ins Werk.
C) Donauwörth Am meisten Aufsehen im Reiche aber erregten die Vorkommnisse
in der Reichsstadt Tonauwörth. Innerhalb der fast ganz protestan¬
tischen Bürgerschaft befand sich noch eine kleine katholische Minder¬
heit, die zu dem im Stadtgebiet gelegenen Kloster zum Heiligen Kreuz
hielt. Eine von derselben veranstaltete Prozession wurde von rohen
Volkshaufen beschimpft und gestört (1606). Darüber kam es zu heftigen
Streitigkeiten, die in katholischen Kreisen arge Erbitterung hervorriefen.
Der Kaiser verhängte die Reichsacht über Donauwörth und beauf¬
tragte den Herzog Maximilian I. von Bayern mit der Vollstreckung
derselben und dem Schutz der Katholiken. Maximilian eroberte die
Stadt, verleibte sie als Entschädigung für seine Kriegskosten dem
bayerischen Herzogtum ein und zwang die Bevölkerung zur Annahme
des Katholizismus (1607). Verlust der Reichsunmittelbarkeit, Be¬
raubung der Religionsfreiheit waren die ungemein harte Strafe für
jene bedauerliche Ausschreitung aufgeregter Maffeu.
3. Die Verfolgung der Protestanten in Steiermark und in den
Bistümern, die Vergewaltigung Donauwörths erfüllten als bedenkliche
Äußerungen des wieder erwachten Religionshasses die Gemüter mit
der Ahnung, daß der seit 1555 bestandene religiöse Friede am längsten
gedauert habe. In richtiger Erkenntnis der drohenden Gefahren
schlossen auf Betreiben Friedrichs IV. von der Pfalz, eines Wittels¬
bachers, reformierte und protestantische Reichsstände, wie die Pfalz,
Württemberg, Baden, die fränkischen Hohenzollern, 1608 in dem Dorfe
uni°n 1608. Ahausen bei Wassertrüdingen die Union „zu gegenseitigem Beistand
wider Angriffe der Gewalt", welchem Bunde noch in demselben Jahre