ERLÄUTERNDE VORBEMERKUNGEN.
Nr. I.
Europa nach dem Jahre 476.
Der Zustand unseres Erdtheiles, so wie von Vorder-Asien und Nord-Afrika,
in diesem Jahre, in welchem Odoaker das weströmische Reich zerstörte, ist
Gegenstand des ersten Blattes, womit unser Atlas an jene anknüpft, welche
nur die Geographie der alten Welt umfassen. Der ganze Westen unseres
Erdtheiles, so wie der von Nord-Afrika, erscheint bald im Besitze deutscher
Völker, neben denen sich nur in wenigen Ländern die Urbevölkerung selb¬
ständig erhalten hatte. Das weite östliche Flachland füllt der noch nicht
in festbegränztenReichen vereinigte SIavenstamm, den ferneren Norden und
Nordosten, weit tiefer als heutzutage südlich reichend, der finnische oder
tschudische, hinter welchen beiden, ihres baldigen Vordringens harrend,
bis tief nach Mittel-Asien hinein die türkischen Stämme sassen. Ausser
den kleinen selbständigen Völkern im Kaukasus besassen die oströmischen
oder byzantinischen Kaiser beinahe alles Land südlich der Donau, von dei
Adria bis zum Pontus, ganz Vorder-Asien und das östliche ord-Afrika.
Neben den Franken bildeten das erste, jedoch kaum ein halbes Jahr¬
hundert dauernde, einigermassen geordnete Reich die Ostgothen, dessen
Darstellung, da dasselbe zwischen die für die Nummern I und II des Atlas
festgestellte Periode fällt, in einem besonderen Carton gegeben wurde.
Nr. II.
Die germanischen Länder zur Zeit der Merovinger bis 752.
Allmählich hatten die Franken-Könige aus dem Geschlechte der Mero¬
vinger die deutschen Völker der Alemannen, Thüringer, Burgunder
und Bajuvarier (die früheren Markomannen?), so wie die westlichen
Frisen ihrer Oberherrschaft unterworfen. Italien gerieth bald nach dem
Untergange der Ostgothen in die Gewalt der Langobarden, welche den
Oströmern eine Provinz nach der anderen entrissen. Britanniens östlicher, bei
weitem grösserer, Theil war durch die, sich stets erneuenden, Zuzüge dei
Angelsachsen eines Mischvolkes skandinavischer Abkunft, unter die Herr¬
schaft derselben gekommen, die Ureinwohner konnten sich nui in den beigi-
gen, westlichen Theilen frei erhalten. In Spanien und Südfrankreich hatten
sich die Westgothen behauptet, in Nord-Afrika auf kurze Zeit die Van¬
dalen. Letztere erlagen bald (schon 534) den Oströmern, die nun dieses
Gebiet bis gegen Ende des VII. Jahrh. besassen. Das Vordringen der
siegreichen Araber machte hier der Herrschaft der Byzantiner, in Spanien
v. Spruner’s histor.-geogr. Schul-Atlas.