Nordgriechenland scheidet der vom Lakmon südwärts laufende Pindns
in die Landschaften Epirns und Thessalien. Der bedeutendste Fluß in dem
rauhen, gebirgigen Epirus ist der Achelons, der in reißendem Laufe durch
Mittelgriechenland zum ionischen Meere fließt. Da die Gebirge reich an Höhlen
sind, verschwinden bisweilen Plötzlich die Flüsse unter der Erde, so der
Acheron mit seinem Nebenfluß Koeytus, welcher durch den acherusischen See
unterirdisch zum ionischen Meere strömt. Daher verlegten die Alten hierher
den Eingang zur Unterwelt. — Ein anmutigeres Bild bot Thessalien, welches
im 8. von einem Ausläufer des Pindns, dem Ota-Gebirge, begrenzt wird.
Ihm parallel streicht im südlichen Thessalien der Othrys. Längs der
Meeresküste erheben sich der Olymp, Ossa und Pclion. Der Olymp, Griechen¬
lands höchster Berg, 3000 Meter hoch, galt den Alten als Sitz der Götter.
Seine Spitze ragt in die Wolken hinein. Hier herrscht der „Wolkensammler"
Zeus, der Vater der Götter und Menschen. Alle Gewässer des Landes
sammeln sich in dem Penens, der in der Niederung einen großen Landsee
bildete, bis er sich zwischen Olymp und Ossa durch das Thal Tempe einen
Weg zum Meere bahnte. Der reich bewässerte Boden hatte schönes Acker¬
land und saftige Wiesen, so daß hier die Pferdezucht gedieh. Daher verlegt
hierher die Sage den Wohnsitz der Centauren. Die Hauptstraße aus Mace-
donien führte durch das Thempe- Thal längs des Peneus nach Larissa,
Pharsalus und über das Othrys - Gebirge nach Lamia ins Thal des
Sperchens. Von Larissa zweigte sich eine Straße über Pherü nach dem
pagasäischen Meerbusen ab, wo Pagasä und Jolkus lagen. Von Jolkus
fuhr Jason mit den Argonauten, um das goldene Vließ zu holen, in welcher
Sage sich die Erinnerung an die ersten Handelsfahrten der Hellenen nach
dem Pontus euxiuus ausspricht. In geschichtlicher Zeit aber waren die
Thessaler kein Seevolk, nur wegen ihrer Reiterei gern gesehene Bundesgenossen.
Das Öta-Gebirge tritt hart an den malischen Meerbusen heran und läßt
einen sehr schmalen Paß übrig, den nur ein Wagen passieren konnte. Warme
Quellen, die dort hervorsprudelten, gaben dem Passe den Namen „Thermopylen".
An den Öta setzen sich die Berge Mittelgriechenlands an, die im Westen
von N. nach 8. verlaufen. Das Längsthal des Achelous trennt die bergigen
und stark bewaldeten Landschaften Akarnanieu und Ätolien. Die Einwohner
lebten in bäuerlicher Abgeschiedenheit, städtischen Ansiedelungen gram. Die
bedeutendste Erhebung im östlichen Hellas ist der zweigipflige Parnafsus,
der Sitz des Apollo und der Musen. An seinem Fuße sprudelte die heilige
Quelle Kastalia; hier gediehen Lorbeer und Olwe. Am Südabhauge lag
Delphi mit dem berühmten Orakel des Apollo. Auf dem Parnaß entspringt
der Cephissus, welcher die Landschaften Doris, Phocis, Böotien bewässerte.
Er ergießt sich in den Kopais-See und führt sein Wasser durch unterirdische
Kanäle dem Euripus zu. Zahllose kleinere Flüsse strömen dem See zu und
schufen Wiesen und fruchtbares Ackerland. Daher blühte auch hier wie in