Privatrache erdolcht. Beide Mörder büßten mit dem Tode ihr frevelhaftes 5
Unternehmen. Seitdem wnrde Hippias mißtrauisch und hart gegen feine
Umgebung, so daß sich schließlich auch die unteren Volksklassen von ihm
abwandten. Daher glaubten die im Exil lebenden Alkmäoniden Die Zeit
gekommen, wo sie mit Waffengewalt den Tyrannen vertreiben könnten.
Seitdem sie den abgebrannten Tempel des Apollo ans parischem Marmor
wiederaufgebaut hatten, befahl die Pythia den Spartanern, Athen von den
Tyrannen zu befreien. Daher verbündeten sich die Spartaner mit Klisthenes,
dem Haupte der Alkmäoniden, besiegten den Hippias und belagerten ihn in
der Burg. Um nun seine Kinder nicht den Leiden der Belagerung aus¬
zusetzen, suchte Hippias sie heimlich durch die Reihen der Belagerer zu
flüchten. Sie wurden aber ergriffen, und für ihre Befreiung übergab der
Fürst die Burg und wandte sich mit den Seinen nach Kleinasien, um mit 5
Hilfe der Perser die Herrschaft zurückzugewinnen.
§ 8. Die Verfassungsreform des Klisthenes.
Nach dem Sturze des Hippias hätte es dem Klisthenes frei gestanden,
selbst als Tyrann in Athen zu gebieten. Statt dessen entschloß er sich,
das Übergewicht des Adels zu brechen und im Interesse
des Volkes die Solonische Verfassung weiter auszubauen.
Seine Reform umfaßte vier Punkte:
1. An Stelle der vier Phylen traten zehn, die aber kein zusammen¬
hängendes Gebiet bildeten, da ihre Unterabteilungen, je 10 Deinen (= Gaue),
örtlich nicht zusammen, sondern zerstreut durch ganz Attika lagen. Diese
Demen wählten ihre eigenen Beamten und berieten ihre besonderen An¬
gelegenheiten, und so wurde der Einfluß der Adelsgefchlechter in den Phylen
beseitigt.
2. Der Rat wurde auf 500 Mitglieder erhöht, je 50 aus einer Phyle,
die später durch das Los erwählt wurden. Da phylemueise der Ausschuß die
Geschäfte in Athen leitete, so wurde der Bauer jetzt nur 1/10 des Jahrs
der Bewirtschaftung seines Gutes entzogen. Entsprechend fanden seitdem
10 Volksversammlungen statt. Auch das ganze Heer zerfällt in 10 Teile,
an deren Spitze 10 Strategen (= Feldherren) standen, je einer aus jeder Phyle.
3. Klisthenes fetzte wahrscheinlich die Volksgerichte (Heliäa) ein, die
aber erst später völlig ausgebildet wurden. Aus jeder Phyle wurden 500 Ge¬
schworne ausgelost.
4. Um eine Wiederkehr der Tyrannis zu verhüten, führte Klisthenes
den Ostraeismns (= Scherbengericht) ein. Jedes Jahr wurde das Volk
befragt, ob ein Bürger dem Gemeinwohl gefährlich erscheine. Bei Bejahung
der Frage erhielt am Tage der Abstimmung jeder Bürger eine Scherbe (gr.
Ostrakon), in die er den Namen desjenigen einkratzte, den er verbannt