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In Asien wurde inzwischen Antigonns der gefürchtet sie
Herrscher, besonders als der so lange siegreiche Enmenes von seinen
Soldaten verraten, ihm ausgeliefert und ermordet ward. Da nun
Kassander fürchtete, Autigonus könne sich der Person des jungen Alexander
und seiner Mutter bemächtigen, um dann allmächtig zu gebieten, so ließ er
beide erdolchen.
Nach Ausrottung der gesamten Familie Alexanders des 311
Großen (außer Thessaloniee) suchten sich die Statthalter ihre
Herrschaft dauernd zu sichern. Des Antigonus kriegserfahrener
Sohn Demetrius mit dem Beinamen Poliorcetes (= Städtebelagerer) entriß
dem Kassander Griechenland und besiegte Ptolemäus bei Salamis auf Cypern
durch die von ihm erfundenen Vier- und Fünfdecker. So glaubte man,
Autigonus werde das ganze Reich Alexanders wieder vereinigen, und deshalb
rief ihn das jubelnde Volk zum Könige aus. Aber auch Ptolemäus nahm den 306
Königstitel an, und Kassander, Lysimachus und Seleukus folgten dem
Beispiele.
Nach der Eroberung Cyperns belagerte Demetrius Rhodus, die Bun¬
desgenossin des Ptolemäus, und erbaute die berühmte Helepolis (Städte¬
bezwingerin), einen Turm von 9 Stockwerken. Da sich aber die Rhodier
mit zäher Hartnäckigkeit verteidigten und Kassander inzwischen fast ganz
Griechenland zurückerobert hatte und Athen einschloß, so gewährte Demetrius
der Insel einen günstigen Frieden, eilte nach Athen und vertrieb Kafsanders
Truppen aus allen griechischen Plätzen. Schon wollte er nach Macedonien
selbst vordringen, da rief ihn sein Vater nach Asien zurück, denn Kassander
hatte sich mit Lysimachus, Ptolemäus und Seleukus verbündet. In der Ent¬
scheidungsschlacht bei Jpsus siegten die vier Diadochen durch die große Zahl 301
ihrer Kriegselefanten (480). Autigonus selbst fiel, Demetrius entkam zu
feiner Flotte, mit der er Griechenland und Thessalien behauptete. Nach
manchen Streitigkeiten gelangte des Demetrius Sohn Antigonus Gouatas
(= mit der Eisenplatte am Knie) in den Besitz Maeedoniens, aus dem er die
eingefallenen Gallier vertrieb, welche nach Kleinasien übersetzten und in
„Galatien" festen Fuß faßten. Asien bis zum Jaxartes und Indus kam
größtenteils an Seleukus, welcher seit 312 so mächtig ge¬
bot, daß mit diesem Jahre eine neue Zeitrechnung, die Ära
der Seleueideu, anhebt. Ägypten mit Libyen, Palästina und Cypern 312
verblieb den Ptolemäern oder Lagiden. In Kleinasien entstand nach dem Tode
des Lysimachus das Reich des Eumencs von Pergamum; außerdem bildeten
sich einige kleinere Staaten: Bithynien, Kappadoeien, Pontus. Unter den
griechischen Inseln ragte Rhodus hervor, welches durch seinen Handel mit
dem Orient groß wurde. Die meisten griechischen Staaten des Festlandes
schloffen sich in zwei lose Verbände, den ätolischen und achaischen, znsammen,
daneben blieb Athen am bedeutendsten.
Knaake, Lehrbuch der alten Geschichte. t