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Wohnung zu finden. An dem Flüßchen Steinach, zwischen hohen
Bergen und engen Thälern, mitten in einem dichten Forste fand er
diese, pflanzte ein hölzernes Kreuz dahin, fällte die Bäume, baute
eine Hütte und legte den Grund zu dem nachmals berühmten Kloster
St. Galleu (613). Von hier dehnte Gallus seine heilige Wirksam¬
keit über ganz Schwaben aus, das ihm seinen Dank noch jetzt durch
viele Kirchen, die ihm geweiht sind, darbringt.
Später predigten in Schwaben die Irländer Trudpert und
Pirmin mit großem Segen. Gleichzeitig verbreiteten die beseligende
Lehre des Evangeliums der hl. Emme ran zu Regensburg, der
hl. Kilian zu Würzburg, der hl. Willibald zu Eichstätt, der
hl. Korbinian zu Freising, der hl. Rupert zu Salzburg und
der hl. Willebrord an der Mündung des Rheins. Die meisten
besiegelten ihr begeistertes Wort mit einem ruhmvollen Martertode.
Der ausgezeichnetste Glaubensbote aber war der fromme eng¬
lische Mönch Winfried, der wegen seiner außerordentlichen Ver¬
dienste um die feste Begründung des Christentums in Deutschland
nachher den Namen Bonisacius, d. i. Wohlthäter, und den gleich
ehrenvollen Beinamen „Apostel der Deutschen" erhielt. Schon in
früher Jugend erfüllte seine Seele der feurige Wunsch, den Heiden
das Brot des Lebens zu brechen. In der Abgeschiedenheit eines
Klosters bereitete er sich zu dem heiligen Geschäfte vor. Dann
pilgerte er nach Rom, um sich vom Papste Auftrag und den Segen
zu seinem edeln Werke geben zu lassen. Nun reiste er nach Fries¬
land an der Nordsee und arbeitete an der Bekehrung der heidnischen
Landesbewohner drei Jahre lang. Von hier wandte er sich nach
Hessen und Thüringen und bekehrte, unterstützt von einer Anzahl
frommer Männer und Frauen aus England, diese Landstriche (s. das
Titelbild). Aus allen Gegenden drängten sich die Heiden zu ihm,
um seine ergreifende Predigt des göttlichen Wortes zu hören und
sich taufen zu lassen. Auch legte er daselbst Kirchen und Klöster
an, damit sich von ihnen aus nach und nach christliche Bildung über
das rohe Deutschland verbreite. Als er darauf das zweite Mal
nach Rom kam, ernannte ihn der Papst zur Belohnung seines aposto-