Full text: Bilder aus der Weltgeschichte

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bloß nach damaliger Sitte knieend dem Kaiser huldigen, sondern 
auch das eroberte Österreich abtreten. Von seiner stolzen Gemahlin 
aufgereizt, griff Ottokar, als die Reichsfürsten heimgezogen waren, 
jedoch neuerdings zu den Waffen. Auf dem Marchfelde, einige 
Meilen von Wien, kam es zu einer blutigen Schlacht, in der Rudolf 
selbst in Lebensgefahr geriet, aber endlich den Sieg errang. Ottokar 
hatte einen riesenmäßigen polnischen Ritter vermocht, den Kaiser- 
selbst aufzusuchen und zu töten. Der Pole erreichte diesen auch, 
griff wütend an und stieß sein Pferd nieder. Rudolf wäre verloren 
gewesen, hätte er sich durch seinen Schild nicht vor dem Zertreten 
geschützt. Endlich gelang es ihm, sich unter dem getöteten Pferde 
hervorzuarbeiten, und er kämpfte nun so lange mit dem Polen, bis 
ihm die ©einigen zu Hilfe kamen. So errettete die Vorsehung den 
braven Kaiser. Anders erging es Ottokar, der sich wie ein Löwe 
verteidigte, aber endlich verwundet vom Pferde geworfen und getötet 
wurde. Nach dem Siege fanden Rudolfs Leute unter den Leichen 
auch jenen Polen, zwar noch lebend, aber fürchterlich zugerichtet. 
Sie fragten Rudolf, ob sie den Schelm nicht vollends töten sollten. 
„Das wolle Gott verhüten!" antwortete der Kaiser, „es wäre doch 
schade, wenn ein so tapferer Ritter sterben sollte." Darauf ließ er 
ihn sorgfältig Pflegen und schickte ihn nach seiner Genesung in sein 
Vaterland zurück. Den Sohn Ottokars belehnte er mit dem Erb- 
reiche seines Vaters, die österreichischen Länder dagegen gab er 
seinen eigenen Söhnen zum Lehen und gründete dadurch die Macht 
des habsburgischen Hauses, aus welchem die Kaiser von Österreich 
abstammen. 
Nun wandte sich der thätige Kaiser wieder zur Zerstörung der 
Raubuester, faß überall zu Gericht und vernahm die Parteien, wes¬ 
halb man ihn auch das lebendige Gesetz nannte. Jeder, ohne Unter¬ 
schied des Standes, hatte freien Zutritt zu ihm. Einst, als die 
Wache einen gemeinen Monn, der mit ihm zu sprechen wünschte, 
nicht hineinlassen wollte, rief er ihr zu: „So lasset ihn doch ein¬ 
treten! Bin ich denn zum Kaiser erwählt, daß man mich ein¬ 
schließe?" Obgleich er den ersten Thron von Europa einnahm, so
	        
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