Full text: Bilder aus der Weltgeschichte

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war er doch fern von Stolz, äußerst mild und leutselig. Als Kaiser 
besuchte er noch einen reichen Gerber in Basel, den er früher gekannt 
hatte, und nahm einen Bürger aus Zürich, der ihm einst Dienste 
geleistet, sehr freundlich in seinem Palaste auf. Wenn man ihm 
sagte, er fei zu gut, so erwiderte er: „Es hat mich oft gereut, wenn 
ich zuweilen streng gewesen bin; nimmer wird es mich reuen, mit¬ 
leidig und gütig gewesen zu sein." 
Als er hochbetagt fein nahes Ende fühlte, ritt er nach Speier, 
dem alten Begräbnisorte der Kaiser, und sagte scherzweise, er wolle 
jetzt seine Vorgänger besuchen. Er kam nur noch bis Germersheim; 
dort starb er im 74. Lebensjahre am 15. Juli 1291. Sein Leich¬ 
nam ward in Speier beigesetzt. Er hatte im Leben stets großes 
Glück und verdiente solches durch ein kindliches Vertrauen auf Gott 
und durch feine Tugend. Seine Redlichkeit war noch lange nachher 
sprichwörtlich im Munde des Volkes. 
Die wichtigsten Erfindungen des Wittekakters. 
Im Mittelalter wurden mehrere für die menschliche Gesellschaft 
ebenso nützliche als der Wissenschaft förderliche Erfindungen gemacht, 
durch welche allmählich die meisten Verhältnisse umgestaltet und eine 
neue Zeit vorbereitet wurde. Zu diesen gehören zunächst: 
1. Die Erfindung des Kompasses. — Die ganze Schiffahrt der 
alten Völker war fast nur Küstenschiffahrt; denn es fehlte ihnen 
noch an einem bestimmten Wegweiser durch die unermeßliche Wasser- 
wüste. Ihre einzigen Wegweiser waren die Sonne und die Sterne; 
aber durch die Nacht wird die Sonne, und durch den Wechsel der 
Witterung werden die Sterne dem Auge entzogen. Niemand fiel es 
ein, daß ein Stückchen schwarzes Eisen besser Bescheid am Himmel 
wissen könne als der Mensch, und daß man sich mit diesem, als 
dem untrüglichsten Wegweiser, auf alle auch noch so unbekannte 
Meere kühn hinauswagen dürfe. Es hat nämlich eine Nadel, die 
mit einem Magnete bestrichen wird, die wunderbare Eigenschaft, daß 
sie, sobald sie frei hängt, mit der einen Spitze immer nach Norden 
zeigt. Hiernach lassen sich denn alle übrigen Himmelsgegenden bei
	        
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