Die Gegenreformation und der 30jährige Krieg.
161
mit der spanischen Monarchie angestrebt hatte. Ein Gedanke,
den er schon früher gefaßt, kam jetzt zur Reife. Er beschloß, seine
Kronen niederzulegen und den Rest seines Lebens in der Beschau¬
lichkeit klösterlicher Einsamkeit biuzubringen. Am 25. Oktober
1555 übergab er deshalb in Brüssel seinem Sohn Philipp i5ö5.
die Regierung der Niederlande, am 15. Januar 1556 auch 1556.
die von Spanien und Neapel, und schickte im August desselben
Jahres eine Gesandtschaft unter Führung des Prinzen Wilhelm
von Oranien mit einer Abdankungsurkunde für das Reich an
seinen Bruder Ferdinand I. ab, der indeß erst — so langsam
war der Geschäftsgang — im Februar 1553 zu Frankfurt von
den Kurfürsten als Kaiser anerkannt wurde. Karl begab sich
Ende 1556 nach dem Hieronymitenkloster St. Juste«iu Estre¬
madura, wo ihm eine Wohnung erbaut war, und wo er am
21. September 1558 in Abgeschiedenheit starb. 1558.
0. Aie Hegenreformation und der 30jälZrige Krieg.
§ 174. In alle Theile der katholischen Welt war zu Leb¬
zeiten Karl's V. die Zersetzung des rcsormatorischen Geistes ge¬
drungen ; überall auf dein Gebiete der Kirche wie des Staats
machte seine Einwirkung sich geltend, in Italien, Spanien,
Frankreich sowohl wie in allen Einzelgebieten des Reichs bis hin¬
ein in die geistlichen und die großen streng katholischen Fürsten-
Ihümer, Oesterreich und Bayern, wo namentlich der Adel sich für
den Protestantismus erklärte. Am entschiedensten hing ihm
Norddeutschland und der skandinavische Norden an, und eine
Zeitlang hatte es den Anschein, als solle der Geist der Reformation
die verfallende katholische Kirche am Boden halten. Da be¬
gannen zuerst im romanischen Europa die blutigsten Ver¬
folgungen der Ketzer; in Italien schon unter Papst Paul III.
(t 1549) und Julius III. (i 1555); mit furchtbarster Strenge
vor allen in Spanien, wo der despotische Geist Philipp's II.
(§ 17 3) zwar alle Eingriffe des Papstthums in seine königlichen
Rechte zurückwies, aber mit fanatischem Eifer jede Regung pro¬
testantischen Geistes auf die Scheiterhaufen der von denDomini-
Kentzler, Deuische Geschichte. 11