Sein Tod. Streit Friedrichs I. mit der Kirche.
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den Hochmut und die unruhige Empörungssucht des römischen Volkes, welches sich nur
zu unterwerfen pflege, wenn seine Wiederstandsmittel erschöpft seien. Die Kardinäle
möge der Papst aus allen Teilen der Kirche nehmen und mit der größten Sorgfalt seine
Legaten wählen, von denen manche durch ihre Habsucht, durch Beraubung der Kirchen und
Klöster ihr wichtiges Amt geschändet hätten. Diese Schrift war Bernhards letztes Werk.
Sein schwacher Leib, dessen innere Lebenskraft schon in früher Jugend gebrochen und der
schon mehrfach am Rande des Grabes gestanden war, den aber die Gewalt des von Gott
geweihten und durchdrungenen Geistes bisher belebt und getragen hatte, ging seiner Auflösung
entgegen. Während die irdische Hülle, die thu umschloß, zusammenzubrechen begann, blieb die
Heiterkeit und Kraft des Geistes ungeschwächt. Noch einmal erhob er sich von seinem Toten¬
bette. Ein blutiger Streit war zwischen den Bürgern von Metz und den benachbarten Großen
ausgebrochen; da eilte der Erzbischof von Metz zu Bernhard und bat ihn um seine Ver¬
mittlung. Dieser zog krank mit ihm. Es gelang ihm auch, Frieden zu stiften, und er sagte
seinen Freunden: „Seht, das ist die Vorbereitung zu dem Liede, das wir noch zu singen
haben: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden." Dann kehrte er
nach Clairvaux zurück und starb 1153, im 63. Lebensjahre.
Friedrich I. und Alexander III. zu Venedig.
Nach 18jährigem Kampfe wnrde Friede geschlossen zwischen der geistlichen und welt¬
lichen Gewalt und die Kirche feierte einen ihrer schönsten Ruhetage. Der 24. Juli 1177
war dieser glückliche Tag, Venedig die glückliche Stadt, die Zeuge der Aussöhnung des Kaisers
Friedrich I. mit Papst Alexander III. war. Historiker und Dichter haben den Tag, an dem
Friedrich zur Einheit der Kirche zurückkehrte, geschildert, die Sage hat der Kunst die Farben
geliehen, damit auch sie der Nachwelt davou die Kunde bringe. Vernehmen wir das Zeugnis
der Geschichte.
In das Erbteil der Heinriche war das Geschlecht der Hohenstaufen getreten; den Streit
mit der Kirche, der uuter Lothar und Konrad geruht, nahm Friedrich stolzen Sinnes wie¬
der auf. Im Gefühle seiner Macht, im Bewußtsein seiner geistigen Kraft begann er diesen
Kamps. Dem Helden stand ein Held gegenüber. Doch wollen wir nicht mit neueren Schrift¬
stellern die Größe Alexanders III. dadurch bezeichnen, daß wir sagen, er sei seines Gegners
würdig gewesen; nicht Friedrich ist die Sonne, um die sich alles dreht, die Kirche ist's und
Alexander war ihr würdiger Streiter. Aber anerkennen muß man, daß vor Gregor VII.
Alexander durch die Persönlichkeit seines Gegners begünstigt war; er fand einen Widersacher, der
trotz aller Feindseligkeit, die er gegen die Kirche geübt, doch sein Herz durch die Strahlen
der göttlichen Gnade erwärmen ließ, der, ein echter deutscher Mann, wohl irren und fehlen,
aber auch bereuen konnte. Als Friedrich sich mit der Kirche aussöhnte, da war es ihm in
seiner ganzen Seele Ernst; über den Sinn des Büßers von Canossa, als der Papst ihn
von dem Banne löste, mag man nicht urteilen, ihn richten seine Werke.
^ -jrn Sahre 1152 einstimmig zum deutschen König gewählt, begab sich Friedrich nach
Italien, um hier an heiliger Stätte von Papst Hadrian IV. das kaiserliche Diadem zu
empfangen. Die allgemeine Sitte erheischte, daß er seine Ehrerbietung gegen das kirchliche
Lb er Haupt der Christenheit bezeigte, indem er ihm, wenn er zu Pferde stieg, den Steigbügel
hielt. Allein Friedrich verweigerte diese sinnbildliche Zeremonie, welche seine Vorfahren zu
Schöppner-König, Charakterbilder. II. 4. Aufl. i ß