Full text: Die deutsche Urzeit (Teil 1)

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Kühen, Schafen und Ziegen erhalten bleiben muß, um jungen Nachwuchs 
Zu gebären, daß Körner übrigbleiben müssen, um im nächsten Sommer zur 
Aussaat zn dienen und neue Frucht hervorzubringen. Es war ein Vorrat 
von wirtschaftlichen Gütern notwendig, der den Zweck hat, der Erzeugung 
neuer Güter zu bienen. Wir nennen ihn Erzeugungsvermögen, Pro- 
duktionsvermögen, Produktivkapital oder Kapital i. w. S. Hier¬ 
nach ergibt sich folgendes Schema: 
Vermögen 
(nach dem Zweck) 
Konsumtionsvermögen — Produktionsvermögen, 
(nach ber Dauer) Produktivkapital 
Verbrauchs vermögen — Gebrauchsvermögen. 
3ede Hundertschaft hatte das Ziel, die Existenzbedürfnisse ihrer Glieder 
dauernd zu befriedigen. Zur Erreichung desselben dienten die Vorgänge 
der Produktion und Konsumtion. Und diese beiden vollzogen sich gemäß gewissen 
Veranstaltungen und Einrichtungen, z. B. daß die Hundertschaft eine 
Arbeits- und Genuß-, eine Produktions- und Konsumtionsgemeinschaft war, 
daß die vorhandenen wirtschaftlichen Güter in Gebrauchs-, Verbrauchs- und 
Produktionsvermögen zerfielen, daß der Häuptling die Arbeiten anordnete und 
das Verbrauchsvermögen verteilte. Heben wir das Wesentliche dieser Erscheinung 
heraus, so erhalten wir den Begriff der Wirtschaft. Wir verstehen 
darunter die Gesamtheit der Vorgänge, Veranstaltungen und 
Einrichtungen, durch welche die materiellen Güter planvoll 
beschafft und verwendet werden, die zur dauernden Bedürfnis¬ 
befriedigung einer menschlichen Gemeinschaft erforderlich sind. 
^ 6. Methodisches. Diese Begriffserklärmig zählt als eins der wichtigsten 
Merkmale die menschliche Gemeinschaft ans; denn, wie uns insbesondere 
Gustav Schmollergelehrt hat, „ist die Vorstellung, als ob das wirtschaftliche 
Leben jemals ein überwiegend individueller, weil technischer, auf individuelle 
Bedürfnisbefriedigung gerichteter Prozeß sei, für alle Stufen der menschlichen 
Kultur falsch", und „die Vorstellung richtig, daß, obwohl das Individuum 
und die Familie arbeitet, produziert, handelt, konsumiert, es doch die grö¬ 
ßeren sozialen Gemeinschaften sind, welche durch ihr gemeinsames geistiges und 
praktisches Verhalten alle die wirtschaftlichen Einrichtungen nach innen und 
außen schaffen, auf denen ihr wirtschaftliches Leben beruht". Den Anfang 
dieser Gemeinschaften macht die nomadische Hundertschaft, und diese 
bildet sich dann durch Ansiedelung und Teilung zur Mark- und Dorf- 
genossenschaft um. Seit der karolingischen Zeit treten die Grundherr¬ 
schaften daneben, und ihnen folgen die mittelalterlichen Städte. 
Viele der letzteren bleiben zunächst selbständig, viele aber werden von mächtigen 
Fürsten mit Grundherrschaften zu Territorien vereint. Aus der Zusammen¬ 
fassung der Territorien bildeten sich kleinere und größere Staaten, und 
Städte und Staaten gehen schließlich in der Einheit des Reiches auf. Und 
über besten Grenzen hinaus greift das wirtschaftliche Leben in die gesamte Welt. 
1) ©• ©chm oller: Das Merkantilsystem in seiner historischen Bedeutung; 
stäbtische, territoriale unb staatliche Wirtschaftspolitik.
	        
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