74 Neuere Zeit. 
Regiment war nur ein einziger dabei, die übrigen waren Irländer von dem 
Butlerschen Regiment; der Schotte machte mit den Irländern Partei 
und ließ ein paar Kompagnieen derselben in aller Eile in die Stadt 
kommen. 
Am Abend stellten sich nun die Gäste zu dem Gelage ein; mit Terzka 
und Jlow kam auch Kinsky unb der Rittmeister Neumann, der in den 
Geschäften vornehmlich die Feder führte und als der Kanzler des Her¬ 
zogs gelten konnte. Sie waren bereits gefangen, als sie sich in dem 
Erker eines großen Saales zum Gelag niedersetzten. Doch hatten sie 
noch eine Stunde unbenommenen guten Mntes. Sie tranken Hochs 
auf den General und seine Intentionen, namentlich auf feine Absicht, 
nicht mehr Diener, sondern Selbstherr zu sein. Man war beim Nach¬ 
tisch, alle Diener hatten sich entfernt; indem es über neue Hochs zum 
Wortwechsel kam, ließ Leßley die Zugbrücke der Burg, deren Schlüssel 
man ihm brachte, aufziehen unb zugleich bem Butlerfchen Oberstwacht¬ 
meister sagen, jetzt sei es Zeit. Der hielt sich bereits mit bat sechs zur 
Execution ausgewählten hanbsesten Iren in einem anstoßenden Gemach; 
jetzt brach er mit den Worten: „Vivat Kaiser Ferdinand" in das Speise¬ 
zimmer herein, während eine Schar anderer Irländer durch die andere 
Thür eindrangen, die sie besetzt hielten, damit niemand entfliehen könne. 
Gordon, Leßley und Butler antworteten mit entsprechendem Geschrei. In¬ 
dem die Eingeladenen nach ihren Degen griffen, wurden sie bereits nieder¬ 
gemacht; nur von Jlow weiß man mit einiger Zuverlässigkeit, daß er 
sich zur Wehre setzte, er soll Gordon in diesem Augenblick zum Zweikampf 
herausgefordert haben; aber sie fielen alle unter den kurzen Schwertern 
oder langen Dolchen der Irländer. Eine Mordthat zugleich und eine 
Exekution; denn einen autorisierten Befehl, außer etwa jener doch nur 
mündlich überlieferten, auch nur auf Wallenstein bezüglichen Weisung 
Piccolominis, hatten die drei Offiziere nicht; es war ihr eigenes frei¬ 
williges Werk. Aber es war die Meinung der Zeit, daß man in Ange¬ 
legenheiten dieser Art, wo der Fürst sich selten deutlich erklärte, seinen 
Willen zugleich auslegen müsse. Das wußten sie wohl, daß sie damit 
der jetzt vorherrschenden Partei, die von dem spanischen Botschafter 
abhing, einen großen Dienst leisteten, der ihnen zum Vorteil gereichen 
mußte, sie entledigten den Hof seines entschlossensten und gefährlichsten 
Gegners. In ein paar gräßlichen Minuten war alles geschehen. Der 
Führer der böhmischen Emigranten, Wilhelm Kinsky, der noch die Mei¬ 
nung hegte, einen König von Böhmen aus ständischer Wahl hervor¬ 
gehen zu sehen; der Mann der erfolgreichen Werbungen, Adam Erd¬ 
mann Terzka, der damals fünf Kürassierregimenter, zwei zu Fuß 
und ein Dragonerregiment zusammengebracht hatte und kommandierte, 
Sohn einer Mutter, die in ihrem Herzen nie mit dem Kaiser Frieden
	        
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