Full text: Karten und Skizzen aus der Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

Der Übergang zur Neueren Zeit. 
Die Entdeckung Amerikas. 
Der Seeweg nach Ostindien. 
Der Übergang zur Neueren Zeit. 
Unter den Ereignissen, die der Reformation vorangehen und die 
Neuere Zeit herbeiführen, sind viele so bedeutend, dafs eine völlige Ver¬ 
schiebung der Machtverhältnisse dadurch veranlafst wird. Es kommen 
dabei in Betracht Erfindungen, Eroberungen und Entdeckungen. 
1330 Die Erfindung des Schiefspulvers mehrt die Stärke der Terri¬ 
torialherren und mindert die des Adels. In der offenen 
Schlacht bricht sich der Angriff der Ritter an den speer¬ 
bewaffneten Landsknechten der Fürsten, und selbst die Ver¬ 
teidigung auch der stärksten Burgen wird durch die schweren 
Geschütze der Fürsten unmöglich gemacht. 
1440 Die Erfindung des Buchdrucks (und des billigen Linnenpapiers) 
verallgemeinert das Wissen. Es gewinnen namentlich die dem 
weltlichen Stande angehörenden Gelehrten an den Universitäten; 
es verlieren dagegen an Geltung die Geistlichen, die bisherigen 
Träger der Kunst und Wissenschaft. ' 
1453 Die Eroberung Konstantinopels und die Ausbreitung der tür¬ 
kischen Macht versperrt die alten Wege nach Indien und 
entzieht der Kultur den S.-Osten Europas. Infolge davon 
wird der Schwerpunkt des Handels, sowie die Kenntnis der 
griechischen Sprache westwärts verschoben. 
1492 Die Eroberung Granadas verdrängt den Islam aus Spanien 
und mehrt den Unternehmungsgeist dieses (jetzt geeinigten) 
Landes für seinen Glauben und für seine Gröfse. 
1492 Die Entdeckung Amerikas (begünstigt durch die Ei'findung des 
Kompasses) macht Spanien grofs und reich. Dasselbe gilt von 
1498 der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien für Portugal. 
Der Schwerpunkt Europas wird an den Atlantischen Ozean 
verlegt. Geschäftliche Spekulation und wissenschaftliches 
Denken werden mächtig angeregt. 
Noch wichtiger aber und bezeichnender ist die Verschie- 
bung der Machtverhältnisse von Frankreich und Deutschland. 
1493 FVanlii-eieh ist einig, da alle gröfseren Lehen mit Aus¬ 
nahme von Flandern an die Krone gefallen sind; sein National- 
gcfühl ist durch die erfolgreichen Kriege gegen England noch 
lebhafter geworden, ein erbliches, starkes Königtum stützt sich 
auf die wirtschaftlich immer mehr auf blühenden Städte, und 
dieser ganzen Entwicklung steht die Kirche, trotzdem sie der 
„gallikanischen Kirche“ eine gröfsere Selbständigkeit hat zu¬ 
gestehen müssen (1438), freundlich zur Seite. 
In Deutschland, für dessen Zusammenschluß die 
gewählten Kaiser kaum noch Interesse zeigen, (1466 wird 
Preufsen verloren, 1459 Holstein an Dänemark, 1499 die Schweiz) 
geht die politische Macht auf die einzelnen Landesherren über. 
Unzufriedenheit des verarmenden Adels und des gedrückten 
Bauernstandes. Später auch Rückgang der Städte. Die Kaiser 
suchen einseitig, ohne Rücksicht auf Deutschlands Interessen, 
die Hausmachi; «lurch einträgliche Heiraten zu mehren. So 
gewinnen sio Burgund, hernach Spanien und seine Kolonien. 
Dadurch aber wird die Habsburger Politik nicht blofs undeutseli, 
Lissa 
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Die 10 Kreise Deutschlands 1512 
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Frankreich schliefst sich zusammen 
Deutschland fällt auseinander. 
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Die Entdeckung Amerikas. 
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sondern auch für Frankreich geradezu herausfordernd. Daher Frankreichs Kämpfe gegen das umklammernde 
Habsburg und sein Bestreben nach Ausdehnung im Osten. Der Verfall des deutschen Reiches ergiebt sich auch 
daraus, dafs der mit allen glänzenden Eigenschaften ausgestattete Maximilian nicht mehr für dasselbe erreicht als 
1495 die Beschlüsse des Wormser Reichstages: 
1. Ewiger Landfriede. 
2. Reichskammergericht. (Höchste Rechtsinstanz.) 
3. Reichssteuer. (Dieser gemeine Pfennig, von dem die Richter und die Krieger bezahlt werden sollten, 
kam bald gar nicht mehr ein. Die Schweizer schieden seinetwegen aus dem Reiche.) 
4. u. 5. Reichsregiment und Reichsheer wurden nur geplant. Ein Beschlufs kam darüber nicht 
zustande. Zur Durchführung der Wormser Beschlüsse wird endlich 
1512 in Köln das Reich in 10 Kreise geteilt, deren Hauptleute den Landfrieden sichern sollen. Und doch 
sind auch sie den starken Territorialgewalten gegenüber nahezu machtlos. So befinden sich in dem 
kleineren kurrheinischen Kreise 4 unabhängige Kurfürsten und in dem obenheinisehen Kreise 7 geist 
liehe und 2 weltliche Territorien, die ebenfalls sich selbständig fühlen und unabhängig sein wollen. 
Demnach lebte das deutsche Volk nicht mehr als Ganzes, sondern nur noch in seinen Teilen weiter. 
1517 Dazu kam als letztes trennendes Ereignis die Reformation. 
A. Die Schriften des Florentiner Astronomen Toscanelli über die Kugelgestalt der Eide regten den 
Genueser Columbus an, Indien aut westlichem Wege zu suchen. — Die Mittel zur Ausführung gewählte 
Isabella von Castilien, als 1492 die Eroberung Granadas ihr den Mut dazu gegeben hatte. 
1492 Auf der ersten Reise werden die grofsen Antillen gefunden: Cuba und Haiti mit der grofsartigen 
Vegetation und den eigenartigen Menschen. 
1493/96 Zweite Reise: Kleine Antillen, auch Jamaika. (Aufserordentliche Fruchtbarkeit. Menschen¬ 
fressende Kariben.) 
1498/1500 Dritte Reise: Die Orinokomtindung entdeckt. (Also ausgedehntes Hinterland vorhanden; 
man hatte demnach nicht blofs gröfsere und kleinere Inseln gefunden.) 
1502/4 Die vierte Reise führte zum festen Lande von Mittelamerika und erwies, dafs eine Durchfahrt 
nach Westen unmöglich sei. 
C. Den Namen erhielt der neue Kontinent nach dem Florentiner Amerigo Vespucci, der bis 1512 Amerika 
wiederholt aufsuchte und beschrieb. In rascher Folge werden nunmehr von dem lebhaft angeregten 
Europa die Entdeckungen vervollständigt. 
1513 Balboa entdeckt bei Panama die Südsee. Demnach war Amerika ein besonderer Kontinent und 
nicht blofs ein im Westen gefundenes Indien. 
1516 Solis glaubt in der breiten Laplatamündung das Südende Amerikas erreicht zu haben. 
1519 Magelhaens umfährt Südamerika; seine Leute vollbringen die erste Weltumsegelung. — F. Cortez 
unterwirft das reich entwickelte Mexiko. (Kultur ohne die Zwischenstufen der Viehzucht und 
des Ackerbaues!) 
1531 Fr. Pizarro gewinnt das goldreiche Peru. — Immer widerwärtiger entwickelt sich die Gier der 
Spanier nach Gold und Silber. 
1535 Almagro findet von Lima aus, welches an Stelle Cuzkos Hauptstadt geworden, das Land Chili. — 
Orellana fährt nach dem „Goldlande“ (Eldorado) und gelangt auf dem Napo und dem „Amazonen¬ 
strom“ quer durch Südamerika. 
Es folgen Entdeckungen im nördlichen Mexiko (Cortez findet 1533 die Halbinsel Californien), 
an der Ostseite Nordamerikas (Cabot) und an vielen ändern Stellen der Neuen Welt. 
Jagd nach dem Golde. In den Silberminen und Zuckerplantagen Ausbeutung der Indianer, 
die der Arbeit nicht gewachsen sind; daher der Negerhandel. (Las Casas) 
Der Seeweg nach Ostindien. 
Die Portugiesen, deren Unternehmungsgeist besonders durch den Infanten Heinrich den See¬ 
fahrer gefördert wurde, nehmen 1415 Ceüta, 1419 Porto Santo und Madeira (Zucker- und Wein¬ 
pflanzungen), wagen sich dann 1456 über das stürmische Cap Bojador hinaus an der sandigen Küste 
entlang bis zum Cap Verde, wo sie trotz der zunehmenden Wärme reiche Vegetation und die 1442 
zuerst in Lissabon gezeigten, krauswolligen Neger finden. Der Goldstaub an der Küste Sierra-Leone 
reizt weiter zu fahren, doch bringt der Tod Heinrichs des Seefahrers (1460) eine kurze Pause in 
die Entdeckungen. 1471 fährt man ohne Verluste über den gefürchteten Äquator und umschifft 
I486 endlich das Cap der Guten Hoffnung. Die Erfolge der Spanier im Westen treiben 1498 zur 
Ausdehnung; der (Küsten-) Fahrten nach Indien. So wagt sich auch Yasco de Gaina von Melinde 
aus unter der Hülfe des Monsumwindes nach Calicut und erreicht damit das gesuchte Land. 
Hernach entsteht trotz des Neides der Mohammedaner unter Almeida und Albuquerque (Goa) das 
grofse Indisch-portugiesische Reich, das den Handel, namentlich in Gewürzen, von dem persischen 
Meerbusen bis nach Malakka und den Molukken an Portugal bringt. 
Da Cabral auf dem Wege nach Indien 1500 Brasilien entdeckt und Portugal somit Anteil 
an den amerikanischen Entdeckungen hatte, setzt der Papst Alexander VI. als westliche Grenze der 
Portugiesen - Herrschaft die Mittagslinie fest, die 370 Meilen westlich vom Cap Verde durch die 
Mündung des Amazonenstromes geht.
	        
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