Vorwort.
Vielfach geäufserten Wünschen nachzukommen, hat der Unterzeichnete auch
noch die Neuere und Neueste Geschichte der aufserdeutschen Staaten in einzelnen
Karten und Skizzen zur Darstellung gebracht. Die Berechtigung dieser Wünsche ist
ja unbestreitbar. Wenn es noch nicht so gar lange her ist, dafs man in Deutsch¬
land gelassen zuschauen durfte, wie hinten da in der Türkei die Völker aufeinander
schlugen, so hat die Gegenwart mit ihrem ungeheuren Verkehr alle Länder in so
enge Verbindung gebracht, dafs selbst ein Friedensschlufs von Japan und China
für Deutschland ein unmittelbares Interesse hat. Je näher der Gegenwart, um so
wichtiger sind für uns alle grofsen Ereignisse. Von diesem Gesichtspunkte aus¬
gehend, hat der Verfasser die Auswahl der Ergänzungskarten getroffen. Die meisten
Begebenheiten gehören diesem Jahrhundert an; aus früheren Zeiten sind nur die
bedeutsamsten berücksichtigt worden. Das Ganze soll die beiden herausgekommenen
Atlanten vervollständigen, an sich aber nichts Abgeschlossenes bieten.
Noch drei Bemerkungen seien gestattet.
1. Nachdem bereits eine ganz kurze Übersicht über die französische und
österreichische Geschichte der Neuesten Zeit gegeben war, schien eine
solche für die uns zunächst angehenden Länder England und Bufsland
auch wünschenswert zu sein. Die sichtbaren Erfolge dieser Staaten sind
aber zumeist in Asien und Afrika zu erkennen. Ununterbrochen werden
hier neue Gebiete unterworfen und neue Aufgaben übernommen. Es ist
deshalb die betreffende Übersicht auch auf den Karten dieser Kontinente
gegeben. In Amerika und Australien vollzieht sich die Entwicklung ruhiger,
auch wird der Besitzstand von europäischer Seite nicht bestritten. Es
konnten deshalb diese Länder in dem Atlas unbeachtet bleiben.
2. Jede Karte soll möglichst für sich ein Ganzes bilden. Sollte eine
Vervollständigung sich später als notwendig erweisen, so wird dieselbe
durch die Einschiebung weiterer Karten leicht ausführbar sein.
3. Gelegentlich sind, wenn das Kartenfeld dazu den Platz und Anlafs bot,
auch Vorgänge aus der deutschen Geschichte berührt worden. Es dürfte
dies um so weniger Anstofs erregen, als ja diese Karten mit den alten
zusammen ein einheitliches Werk ausmachen sollen.
Und nun noch eine Schiufsbemerkung. Ein amerikanischer Schriftsteller meinte
jüngst, die Deutschen wären viel gelehrter als die Engländer und könnten viel
bessere Reden halten, aber die Engländer gewännen in derselben Zeit, in der die
Deutschen redeten, in Afrika eine Provinz nach der ändern. — Etwas praktischer
sind wir geworden. Es bleibt aber dringend zu wünschen, dafs wir in einer Zeit,
in der unsere Nachbaren die Welt unter sich teilen, noch etwas mehr auf diese
Vorgänge achten und die ununterbrochenen grofsartigen Veränderungen ringsherum
wenigstens bemerken.
Möchten die Karten auch das Interesse für diese Ereignisse fördern; die Vor¬
gänge um uns herum sind wichtig und anziehend genug.
Düsseldorf, im September 1895.
E. Rothert.