Die größeren deutschen Kolonien
Nr. 11.
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der Engländer.
1 | Deutsch.
□ Englisch.
□ Portugiesisch.
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A. Selbstverständlich hatten die Kolonien noch mehr
wie das Mutterland von der Absperrung und Vereinze¬
lung zu leiden. — Bis zum Ausbruch des Krieges war
deutsches Wesen überall zu glücklicher Entwicklung
gekommen und versprach, wenn es ungestört blieb, auch
weiter eine gute und gesunde Zukunft. Aber das gerade
weckte den Neid der Engländer, die die Ausbeutung
der fremden Weltteile für sich allein beanspruchen.
B. Die größte und wertvollste Kolonie Ostafrika,
die schon anfangs so Überraschende, kriegerische Kraft
gezeigt hatte, behauptete auch weiter ihre Unabhängig¬
keit. Nur der im Rufidschi festsitzende Kreuzer Königs¬
berg wurde am 4. JUH 1915 zum Wrack geschossen.
Weit schwierige1, jedoch war die Lage Kameruns.
Eingeschlossen von großen und blühenden Kolonien
Englands und Frankreichs, an der Küste unter dem
Druck zahlreicher feindlicher Kriegsschilfe stehend
und besiedelt von einer verhältnismäßig nur kleinen
deutschen Bevölkerung, schien der Widerstand hier fast
aussichtslos. Und wirklich gingen auch alle Küsten¬
plätze bald verloren. Landeinwärts aber behaupteten
sich die Deutschen doch überraschend lang und ver¬
loren erst im Frühling 1915 die wichtigen Plätze Diköa,
Garua und Ngaundere. Aber trotzdem durch diesen
Verlust auch die Verbindung des Nordens und des Südens
aufhörte, wurde im Norden Mora behauptet und auch
im Süden das Dume-Gebiet nicht aufgegeben; deutsche
Herrschaft blieb somit immerhin noch bestehen.
Am härtesten aber war das Schicksal von Süd¬
westafrika. Dies Land ist größer als Deutschland
(835000 qkm gegen 540000 qkm), aber arm an Menschen
und an den Mitteln, sie zu ernähren. (Nur 98000 weiße
und schwarze Einwohner.) Und doch war es durch die Tüchtigkeit der
deutschen Einwanderer vorwärts gekommen. Manche der im Herero- und
Hottentottenkriege hier beschäftigt gewesenen deutschen Krieger hatten
das arme Land doch liebgewonnen und als Farmer sich darin angesiedelt.
Auch war der Handel in guten Anfängen und selbst Bergbau und ver¬
wandte Betriebe begannen sich zu entwickeln. (Kupfergruben bei Otavi,
Diamantfelder bei Lüderitzbucht.) Schon war das wegelose Land von
Bahnen durchzogen und erhielt, wie bei Windhuk, blühende, ja anmutende
Ansiedlungen. Dabei war das Verhältnis zu den Buren, den älteren Kolo¬
nisten Südafrikas, durchweg freundlich und an nichts wurde weniger
gedacht, als die alten Kolonisten Südafrikas zu vergewaltigen.
Aber gerade diese gesunde Entwicklung Südwestafrikas war den
Briten nicht recht, und ebenso wie anderswo suchten sie auch hier
schon lange Unfrieden zu säen. Der Krieg in Europa gab dann den will¬
kommenen Anlaß, Südwest zu überfallen. Zunächst aber wurden solche
Buren, die den Krieg gegen die Deutschen als ungerecht ablehnten,
wie Dewet und Beyers, niedergezwungen und schwer bestraft. Dann
jedoch wurde mit ganz gewaltiger Übermacht der Kampf gegen die
junge deutsche Kolonie selber begonnen.
Botha, einst Burengeneral, der es vergessen, wie vor wenig Jahren
noch die Engländer planmäßig das Burenvolk in Konzentrationslagern
auszurotten sich nicht scheuten, übernahm die Führung. Er sammelte ein
Heer von 40 000 Mann, das mit allem, auch mit amerikanischer Munition, auf
das reichste ausgestattet wurde. Ihm gegenüber standen 8530 Deutsche,
alle Einwohner männlichen Geschlechts mitgerechnet, die über 15 Jahre
zählten. Ohne Zufuhr an Munition und Proviant, mußten sie den unver¬
muteten Überfall über sich ergehen lassen und gefaßt sein, von der Über¬
macht erdrückt zu werden.
Und doch siegten anfangs auch jetzt' noch die Deutschen. So am
25. September bei Sandfontein, wo ihr trefflicher Führer Heydebreck
den Heldentod fand, so auch die befreundeten Buren Kemp und Maritz,
die am 24. Januar bei Upington glücklich stritten, so auch andere
Deutsche am 3. Februar bei Ukamas, wo sie die Engländer über den
Oranje zurück warfen.
Allmählich aber machte sich doch das Gewicht der ungeheuren, zehn¬
fachen Übermacht geltend. Von drei Seiten, von Lüderitzbucht, vom Süden
bei Port Nolloth und vom Osten, rückten die Engländer in Kolonnen
von je 10 000 Mann auf Keetmannshoop vor und nahmen nach anfäng¬
lichen Mißerfolgen am 28. April Gibeon. Mit einer vierten Armee von
10 000 Mann kam dann von der Walfischbai aus Botha selber. Nach Durch¬
querung der Wüste Namib siegte er am 20. März bei Riet und dann
nochmals bei Treekoppjes am mittleren Swakop. Lange Zeit hatte aber
auch hier der Sieg geschwankt. Am 13. Mai endlich gelangte Botha zur
Hauptstadt Windhuk und vereinigte sich hier mit den drei südlichen
Kolonnen. Die sich über lange „Durststrecken“ nach Nordosten zurück¬
ziehenden Deutschen wurden endlich am 9. Juli bei Otavi umstellt, und
da sie von „jeder Verpflegung“ abgeschnitten waren und bei dem Zustand
der Pferde, die seit Monaten keinen Hafer mehr erhalten, auch an einen
Durchbruch nicht mehr denken konnten, zur Ergebung gezwungen. Ihre
Zahl betrug noch 3400 Mann, von denen 1200 zur Schutztruppe gehörten.
Die Bedingungen der Übergabe waren ehrenvoll.
Die ganze Lage der kleinen Heldentruppe erinnert an die letzten
Kämpfe der Goten am Vesuv (553). Auch diesen fehlten Wasser und alle
Lebensmittel, auch ihre letzten Rosse hatten keine Nahrung mehr.
C. Wir dürfen hoffen, daß das tragische Geschick der alten Deutschen
sich nicht in Südwest wiederholen werde. Deutschland wird seine treuen
Söhne in der Ferne nicht vergessen und in seinen gewaltigen europäischen
Erfolgen die Mittel finden, auch sie wiederaufzurichten.