Full text: Des Weltkriegs Ursprung und Verlauf

Kriegsausbruch — Italien 
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auch Rußland mobilisierte, angeblich nur gegen Österreich. Rber es wußte selbst recht 
gut, daß ein Krieg gegen Österreich nach den Bundesverträgen zugleich den Krieg gegen 
Deutschland und anderseits auch den Krieg Deutschlands gegen Frankreich bedeutete. 
Das „perfide Mbion" heuchelteveutschland gegenüber Friedensliebe und stellte zur selben 
Zeit Rußland und Frankreich seine unbedingte hilft zur Verfügung. Dadurch und 
nur dadurch wurden Rußland und Frankreich zum Losschlagen ermutigt, 
und dadurch hat England für ewig die millionenfache Blutschuld des 
Weltkrieges auf sein Haupt geladen. — Hm 1. Rugust erfolgte die Kriegs¬ 
erklärung Deutschlands und Österreichs an Rußland und Frankreich. Bald warf auch 
England die Maske ab. Der furchtbarste Krieg, welcher je die Welt verheerte, brach los. 
7. Der Treubruch Italiens. 
Die Gegner erschienen vollzählig auf dem Plane. Und wie stand es mit dem 
Dreibunde? wo blieb Italien? (Es hatte 30 Iahre lang die Rückendeckung durch 
die Zentralmächte erfahren und ausgenutzt (Tripolis). Aber bei Beginn des Krieges 
entzog es sich feiner Bundespflicht durch den Hinweis auf seine ungeschützte Küste. 
(Es bewahrte dann gegen die Bundesgenossen nicht einmal wohlwollende Neutralität, 
vielmehr trat es in den Tagen der Gefahr mit erpresserischen Forderungen an Öster¬ 
reich heran. („Italia irredenta“: Südtirol und Triest. „Irredentisten.") Diese Forde¬ 
rungen, so unerhört sie waren, wurden schließlich fast ganz bewilligt, und zwar unter 
der Bürgschaft Deutschlands. Da erklärte Italien, mit diesen Zugeständnissen sei es 
„zu spät". — „(Es war wohl deshalb zu spät, weil die römischen Staatsmänner sich 
nicht gescheut hatten, lange vorher, während der Dreibund noch leibte und lebte, 
sich mit der Tripelentente (= dem Dreiverbände) so weit einzulassen, daß sie nicht 
mehr loskommen konnten" (Reichskanzler v.Bethmann Hollweg). Im Mai 1915 trat 
Italien in die Reihe unsrer Feinde („Vierverband"). Sein ehrloser und törichter Treu¬ 
bruch hat bis jetzt weder ihm noch dem Dreiverbände viel Segen gebracht. (Dgl. S. 24!) 
Unsre kriegerischen Fortschritte wurden dadurch nicht einen Augenblick aufgehalten. 
Ein Bundesgenosse wurde uns treubrüchig; zwei andre Verbündete aber haben 
wir während des Krieges gewonnen: die Türkei und Bulgarien. 
II. Der Verlauf des Weltkrieges. 
A. Der Krieg im Westen. 
1. Der belgische Krieg. 
Dar französische Grenzgebiet. Rn der elsaß-lothringischen Grenze bilden einen 
natürlichen Grenzschutz die Vogesen. Die Franzosen haben ihre (Dstgrenze auch ge¬ 
sperrt durch eine Kette von Festungen (Belfort, Epinal, Toul und Verdun). Ihnen 
liegen auf deutscher Seite die Festungen Straßburg und Metz gegenüber. 
Nördlich von den Reichslanden weichen Deutschland und Frankreich auseinander. 
Zwei neutrale Länder schieben sich dazwischen wie ein Keil; die Keilspitze ist Luxem¬ 
burg, die breite Seite des Keiles Belgien.
	        
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