Full text: Grundriß der Weltgeschichte

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König und Volk zum Ausharren, und wirklich kam den Juden eine 
Pest zu Hilfe, die im Heere Sanhsrib's ausbrach; Sanherib kehrte 
heim in sein Land und kam nicht wieder. Ueber hundert Jahre er¬ 
freute sich jetzt Juda größerer Sicherheit, bis endlich die Babylonier 
unter Nebukadnezar das Land in ihre Gewalt brachten. Jerusalem, 
mit ihm der Tempel, wurde zerstört und die Juden in die babylonische 
Gefangenschaft geführt (586). 
In der Fremde wurde das Volk in seinen Leiden durch die Verhei߬ 
ungen der Propheten getröstet, welche die Aussicht zur Rückkehr in die 
Heimath eröffneten» Diese Prophezeiungen gingen in Erfüllung, als das 
babylonische Reich von dem Perserkönige Cyrus (538) erobert wurde. Die 
Juden zogen zum großen Theil in ihre frühere Heimath zurück und begannen 
den Wiederaufbau des Tempels. Lange Zeit blieben sie unter per¬ 
sischer Oberherrschaft; bis endlich Alexander der Große das Perserreich 
stürzte (330). Nach Alexanders Tode kamen sie abwechselnd unter 
ägyptische und syrische Könige. Im Kampfe gegen die Letzteren stif¬ 
teten die Söhne des Priesters Mattathias wieder ein unabhängiges 
Reich, welches aber schon seit 63 v. Chr. unter den Römern stand, 
weil von da an die Makkabäer (von Makkäb^-Hammer) beit Römern 
zinspflichtig waren. Im Jahre 40 v. Chr. wurde Herodes der 
Große König der Inden, welcher das Volk so sehr drückte, daß das¬ 
selbe mit Sehnsucht dem verheißenen Messias entgegenblickte. In diese 
Zeit fällt gerade ein Jahr vor dem Tode des Herodes die Geburt 
Jesu Christi, unseres Erlösers. Endlich, im Jahre 70 n. Chr., 
wurde Jerusalem durch Titus, den Sohn des Kaisers VespaMuus, 
völlig geschleift, 79,000 Juden gefangen, eine furchtbare Menge er¬ 
schlagen und die übrig Gebliebenen in alle Länder zerstreut. Das 
jüdische Reich hatte sein Ende erreicht. 
Die Religion der Inden war in den ältesten Zeiten, wo bei 
ihnen der Familienvater noch zugleich Stammfürst und im Besitz aller 
Gewalt war, einfach und erhaben. Sie verehrten den einen lebendigen 
Gott als Schöpfer Himmels und der Erde. Während ihres Auf¬ 
enthaltes in Aegypten aber sank die reine Erkenntniß durch Vermischung 
mit dem Thierdienjte, bis sie durch Mose vollendeter wieder her¬ 
gestellt wurde. 
Geringen Einfluß übte die reinere Religionserkenntniß bei den Israeliten 
auf die Lage des weiblichen Geschlechts; die Jüdinnen befanden sich in einem 
untergeordneten Verhältniß und ihr Loos war nicht ganz frei von dem Jammer
	        
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