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Die relative Ruhe der Fixsterne. Die Parallaxe.
seiner Nähe betrachtet, so bieten sie ihn: verschiedene Stellungen, je nach der
Lage des Punktes dar, von dem aus er sie beobachtet. Aendert er seine
Stellung nur um einige Fuße, so werden sich die relativen Plätze der
näheren Punkte bedeutend verändern, bei den entfernteren wird die Ver¬
änderung jedoch weniger bemerkbar seyn. Die Bekanntschaft mit diesem
Faktum mag ihn bereits auf den Gedanken gebracht haben, daß die Sterne
ihre relativen Plätze nicht verändern, von welchem Punkt aus er sie auch
betrachten möge, denn sie sind so weit von uns entfernt, daß wir den Ab¬
stand der Sterne und den Abstand der zwei Punkte, von denen aus sie
beobachtet werden, durchaus nicht in Vergleich mit einander bringen können.
Wir sind in der That gewöhnt, um alle Gegenstände einen imaginären
Kreis mit unendlich vielen Halbmessern zu ziehen, dessen Mittelpunkt das
Auge ist; und im Verhältniß zu ihrer Nähe werden sich die Beziehungen
unter diesen Gegenständen mit der Veränderung des Orts, von wo aus
man sie beobachtet, ebenfalls verändern.
A und B sollen
zwei Punkte sein,
von ■ denen aus
wir die zwei Ge¬
genstände c und d
B beobachten. Von
B aus würden
diese beiden Ge¬
genstände in dem Punkte o zusammenfallen; wenn wir jedoch gegen A
vorrücken, so verändern die Gegenstände offenbar ihre Plätze, und in A
müßten wir den Gegenstand c auf den Punkt g, und den Gegenstand d
auf den Punkt p beziehen, wobei der nähere Gegenstand c einen größeren
Winkel A c B, als der entferntere, A d B, bildete.
Diese Winkelbewegung eines Gegenstandes in unserem Gesichtskreise,
die aus der Veränderung des Beobachtungspunktes entspringt, wird Parall-
are genannt. Da aber die Summe der parallaktischen Bewegung mit
der größeren sEntfernung des Gegenstandes abnimmt, so wird sie end¬
lich ganz aufhören, wenn der Gegenstand sehr weit entfernt ist; und
dieß ist der Fall bei den Firsiernen. Wäre dieß nicht so, so würden
die Sterne verschiedene relative Lagen darbieten. Am Horizont wurden
sie auf einander gedrängt und unter einander geschoben seyn, und je mehr
sie sich dem Zenith näherten, desto mehr würden sie sich ausdehnen und
sichtbar werden.
Aus diesen Bemerkungen folgt, daß die Dimensionen der Erdkugel im
Vergleich mit dem Abstand der Sterne höchst unbedeutend, ja kaum be-