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9tenter angeeignet. Aus biefev Vermischung ber^ Goten und
Langobarden, der Franken und Burgunder, der Westgoten und
Sueben mit den Nachkommen des römischen Weltvolkes sind
die romanischen oder lateinischen Nationen hervor¬
gegangen, deren Sprachen (das Italienische, Französische, spa¬
nische und Portugiesische) als Tochtersprachen des Lateinischen
bezeichnet werden.
III. Das Christentum und das Kaiserreich.
1. Die Bekehrung der Germauenvölker.
Schon vor dem Beginne der Völkerwanderung hatten die
Legionen und Kaufleute 'Roms das Christentum in einzelne
Gegenden an Rhein und Donau verpflanzt. Der Apostel der
Westgoten war Vulfila (Wölflein), der Sohn christlicher
Eltern, welche eine gotische Räuberschar aus dem Halyslande
nach Dänen entführt hatte. Als Christ und Gote wuchs er
auf, erlernte aber auch die griechische und lateinische 'Sprache.
Schon mit 19 Jahren begleitete er als Dolmetscher eine Goten¬
gesandtschaft zu Konstantin dem Großen- In Konstantinopel
wurde er später zum Gotenbischof geweiht. Unermüdlich lehrte
er den Christenglauben; er übersetzte mittels des vervollständigten
Rnneu-Alphabetes die Bibel in die klang- und formenreiche Sprache
seines Volkes. Wohl nötigten ihn die Gegner, mit seinen An¬
hängern über die Donau zu wandern. Aber als er, siebzig 381
Jahre alt, abgerufen tourte, war das Werk der Bekehrung so
weit gediehen, daß seine Schüler es vollenden konnten.
Von den Westgoten wanderte die christliche Lehre zu den
Ostgoten und Vandalen, dann zu den Burgundern und Lango¬
barden. Alle diese Völker hingen der Lehmeinung des Presbyters
Artus von Alexandrien an, welche damals das Morgenland
beherrschte. Da der Heiland, so lehrte der Arianismus,
ein Geschöpf Gottes fei, so könne er dem Vater nicht gleich,
sondern nur ähnlich sein und nicht von Ewigkeit her bestehen.
Die Germanen mochten sich den lieben Gott als den^ König
der Welt, dem sie in Treue sich zu eigen schworen, und Christus
als den Königssohn vorstellen. Die großen Kirchenversamm- ^ •
hingen zuMicäa und Konstantinopel, von den Kaisern Konstantin r. ^ ,y : j
und Theodosius berufen, verwarfen die arianische Lehre, aber , ; n Wl
um so eifriger hielten die Germanen an ihr fest. Dadurch ge- (J J