— 145 —
Ihn umgaben seine Angehörigen und Hofbeamten: Kämmerer
und Truchseß, Schenk und Mareschalk (Stallmeister), Pfalzgraf
und Kapellanns (Hofpfarrer), aber auch Künstler und Gelehrte,
die er sogar aus Italien und England berief. Der gelehrte
Einhard half ihm nach römischem Vorbilde Kirchen und Pfalzen
bauen; den Gesang zu Laute und Harfenspiel übten seine Töchter
Rotraut, Bertha und Gisela. Auch fröhlicher Scherz fand seine
Stelle, wenn etwa ein riesiger Kriegsmann sich rühmte, wie er im
Krieg mit den Böhmen sieben oder acht von dem „Wurmzeug"
wie Lerchen auf die Lanze gespießt und herumgetragen: „weiß
nicht, was sie dazu brummten". Selten versäumte er den Gottes¬
dienst, und zu den persönlichen Freunden des Königs, den „Pala¬
dinen", zählten auch hervorragende Geistliche.
Und wie er selbst noch in späteren Jahren bemüht war,
die Mängel seines Jugendunterrichtes nachzuholen, zumal im
Rechnen und Schreiben, so sollte sein Volk höhere Bildung er¬
werben. Er hob die Bischofsschulen und gründete, zunächst für
die Kinder seiner Beamten, unter Alkuins Leitung eine Hos-
schule, an welcher besonders Latein gelehrt wurde. Jeder
Unterthan sollte unter der Zucht seines Pfarrers das Vaterunser
und Glaubensbekenntnis im lateinischen Wortlaut sich aneignen.
Dabei blieb der große König durch und durch ein deutscher
Mann: er ließ die schönen alten Heldenlieder sammeln und gab
den Winden und Monaten deutsche Namen, die zum Teil heute
noch fortleben.
Wie die Römersprache wollte der hochsinnige Herr auch
das Nömerreich wieder zu Ehren bringen. Aus der Hand Papst
Leos III., den er mit Waffengewalt zurückgeführt iu das em¬
pörte Rom, empfing er am Weihnachtsfeste 800, vor dem Altar 800
der St. Peterskirche kniend, die römische Kaiserkrone.
Immer weiter flog sein Ruhm. Fremde Fürsten suchten
seine Gunst. Der Kaiser von Byzanz sendete ihm eine Orgel
zum Geschenk, der Maurenkönig einen Löwen und numidische
Bären, der große Kalif Harun al Raschid einen Elefanten und
mehrere Affen, lauter seltene und wertvolle Dinge.
Bewundert von der Welt und von seinen Unterthanen ge¬
liebt, verbrachte der Kaiser seine letzten Jahre meist in der schö¬
nen Pfalz zu Aachen, die er selbst erbaut und mit dem aus
Ravenna geholten Standbilde des großen Theoderich geschmückt
hatte. Die warmen Bäder thaten dein greisen Helden wohl,
und er hat mitunter seinen ganzen Hofstaat gutherzig au den¬
selben teilnehmen lassen. In Aachen ist er nach kurzer Krank¬
heit am 28. Januar 814 gestorben und in der von ihm gegrün¬
deten Marienkirche beigesetzt worden.
10