Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

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Ihn umgaben seine Angehörigen und Hofbeamten: Kämmerer 
und Truchseß, Schenk und Mareschalk (Stallmeister), Pfalzgraf 
und Kapellanns (Hofpfarrer), aber auch Künstler und Gelehrte, 
die er sogar aus Italien und England berief. Der gelehrte 
Einhard half ihm nach römischem Vorbilde Kirchen und Pfalzen 
bauen; den Gesang zu Laute und Harfenspiel übten seine Töchter 
Rotraut, Bertha und Gisela. Auch fröhlicher Scherz fand seine 
Stelle, wenn etwa ein riesiger Kriegsmann sich rühmte, wie er im 
Krieg mit den Böhmen sieben oder acht von dem „Wurmzeug" 
wie Lerchen auf die Lanze gespießt und herumgetragen: „weiß 
nicht, was sie dazu brummten". Selten versäumte er den Gottes¬ 
dienst, und zu den persönlichen Freunden des Königs, den „Pala¬ 
dinen", zählten auch hervorragende Geistliche. 
Und wie er selbst noch in späteren Jahren bemüht war, 
die Mängel seines Jugendunterrichtes nachzuholen, zumal im 
Rechnen und Schreiben, so sollte sein Volk höhere Bildung er¬ 
werben. Er hob die Bischofsschulen und gründete, zunächst für 
die Kinder seiner Beamten, unter Alkuins Leitung eine Hos- 
schule, an welcher besonders Latein gelehrt wurde. Jeder 
Unterthan sollte unter der Zucht seines Pfarrers das Vaterunser 
und Glaubensbekenntnis im lateinischen Wortlaut sich aneignen. 
Dabei blieb der große König durch und durch ein deutscher 
Mann: er ließ die schönen alten Heldenlieder sammeln und gab 
den Winden und Monaten deutsche Namen, die zum Teil heute 
noch fortleben. 
Wie die Römersprache wollte der hochsinnige Herr auch 
das Nömerreich wieder zu Ehren bringen. Aus der Hand Papst 
Leos III., den er mit Waffengewalt zurückgeführt iu das em¬ 
pörte Rom, empfing er am Weihnachtsfeste 800, vor dem Altar 800 
der St. Peterskirche kniend, die römische Kaiserkrone. 
Immer weiter flog sein Ruhm. Fremde Fürsten suchten 
seine Gunst. Der Kaiser von Byzanz sendete ihm eine Orgel 
zum Geschenk, der Maurenkönig einen Löwen und numidische 
Bären, der große Kalif Harun al Raschid einen Elefanten und 
mehrere Affen, lauter seltene und wertvolle Dinge. 
Bewundert von der Welt und von seinen Unterthanen ge¬ 
liebt, verbrachte der Kaiser seine letzten Jahre meist in der schö¬ 
nen Pfalz zu Aachen, die er selbst erbaut und mit dem aus 
Ravenna geholten Standbilde des großen Theoderich geschmückt 
hatte. Die warmen Bäder thaten dein greisen Helden wohl, 
und er hat mitunter seinen ganzen Hofstaat gutherzig au den¬ 
selben teilnehmen lassen. In Aachen ist er nach kurzer Krank¬ 
heit am 28. Januar 814 gestorben und in der von ihm gegrün¬ 
deten Marienkirche beigesetzt worden. 
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