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Ruhe und Ordnung zurück. Vornehme junge Leute prügelten
die Jakobiner und ihre „Bürgerinnen". Die ärgsten Blut-
hnnde wurden hingerichtet oder nach Cavenne gesandt (Deportiert);
auch der scheußliche Schuster Simon bestieg das Blutgerüste, der
Peiniger des armen Königsknaben Ludwig XVII., der, zehn
Jahr alt, kurz nach seinem „Erzieher" starb.
4. Die erste Koalition. Napoleon Bonaparte.
Seit dem Bastillensturm und der Aufhebung der Sonder¬
rechte waren Adelssamilieu und Geistliche in hellen Scharen
ausgewandert. Diese „Emigranten" sammelten in Grenzstädten
wie Koblenz und Worms, Turin und Brüssel Geld und Trup¬
pen gegen die Revolution und spornten die Regierungen zum
Kriege. Die Gewalthaber in Paris machten den benachbarten
Staaten aus der Aufnahme dieser Verräter einen Vorwurf,
und die Minister entwanden dem König die Kriegserklärung an
Österreich. Damit begann ein Vierteljahrhuudert europäischer 1792
Kriege und Leiden.
König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der rittet'- ■
siche Neffe Friedrichs des Großen, verband sich mit Kaiser
Leopold II., um bem König von Frankreich die verlorenen Rechte //'
wieber zu erkämpfen. Herzog^Ferdiuand von Brannschweig^ ,
besten gleichnamiger Oheim vor einem Menschenalter die Fran¬
zosen so oft geschlagen, befehligte das verbündete Heer, welchem
Friedrich Wilhelm selber sich anschloß. Bereits schien der Weg
offen für den militärischen Spaziergang nach Paris. Da warf
sich General Dnmonriez in die Argonnen-Päffe, die er als Frank¬
reichs Thermopylen bezeichnete, und brachte dem wohlgefchulteu
deutschen Heer eilte Schlappe bei. Herbstregen veranlaßten den
verlustreichen Rückzug der Verbündeten. Gleichzeitig nahm Gene- |y,, j ,
ral Custine Mainz weg, andere französische Streitkräfte erober¬
ten Belgien, Savoyen und die Grafschaft Nizza.
Die Erfolge der Revolutionstruppen brachten eine große
Völkerverbindung, die Koalition, deren Seele der englische
Minister Wilhelm Pitt der Jüngere war, gegen Frankreich
unter die Waffen. Zugleich reizte det^ Königsmord sechzig
Departements zum Bürgerkriege gegen bie Sansculotten. Toulon
öffnete sogar den Engländern Hasen und Mauern.
In dieser Gefahr ordnete der Wohlfahrts-Ausschuß
eine Massenerhebung (levee en nmsse) an: alle Jünglinge von
18 bis 25 Jahren sollten zu den Fahnen eilen. Das Land
verwandelte sich in ein großes Heerlager; alle Pferde wurden
für die Reiterei und die Geschütze fortgenommen; die Schuh-
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