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bestrafen. Rußland aber versprach Serbien Hilfe, und dieses gab eine abweisende
Antwort. Nun mußte Kaiser Franz Joseph seine Untertanen zu den
Waffen rufen. Unser Kaiser bemühte sich, den Frieden zu erhalten. Er
sandte an den Zaren Nikolaus mehrere Depeschen, wurde aber von diesem
schmählich betrogen. Rußland mobilisierte seine Armee. Kaiser Wilhelm H.
war genötigt, an Rußland und an Frankreich den Krieg zu erklären. Belgien,
Serbien und Montenegro erklärten auch an Deutschland den Krieg.
c) Die Mobilmachung, 1. August 1914. Am Nachmittag des
Bl. Juli 1914 hatte sich vor dem Schloß in Berlin eine vieltausendköpfige
Menge angesammelt. Unser Kaiser hielt vom Balkon eine Ansprache: „Eine
schwere Stunde ist heute über Deutschland hereingebrochen. Neider überall
zwingen uns zu gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand."
Am 1. August 1914 befahl der Kaiser die Mobilmachung des Heeres
und der Marine. Der Kaiser erklärte in der denkwürdigen Reichstagssitzung
am 4. August: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur
Deutsche." — Der Kaiser erneuerte das „Eiserne Kreuz" als Auszeichnung für
tapfere Krieger. Am 6. August erließ der Kaiser den „Aufruf an Heer und
Marine" und „An das deutsche Volk". Überall herrschte große Begeisterung.
Fast 2 Millionen Kriegsfreiwillige aus allen Ständen meldeten sich.
2. Einmarsch der Deutschen in Kelgien.
a) Grund des Einmarsches. Die Deutschen wollten den Einfall der
Franzosen und Engländer durch Belgien verhindern. Die deutschen Soldaten
mußten deshalb durch Belgien marschieren. Die deutsche Regierung war bereit,
Belgien für den Durchzug der Truppen zu entschädigen. Auch wurde den
Bewohnern Schonung und Schutz zugesichert. Belgien aber, das im geheimen
mit unseren Feinden hielt, lehnte unsere Anerbieten ab. England wollte der
Beschützer Belgiens sein und erklärte am 4. August 1914 an Deutschland den Krieg.
b) Eroberung Belgiens. Bereits am 4. August rückten deutsche
Truppen in Belgien ein. Die Belgier zeigten sich feindlich gegen die deutschen
Soldaten. Viele waren mit Waffen ausgerüstet. Sie schossen ans den
Fenstern, Kellern, Dachluken hinterlistig aus unsere Truppen. Frauen und
Mädchen gossen heißes Wasser Über sie. Schlafende Krieger wurden heim¬
tückisch ermordet, fchwerverwundete grausam verstümmelt.
Am 7. August 1914 erstürmten die Deutschen die Festung Lüttich.
(General von Emmich.) Hierbei wirkten furchtbar die 42 ow-Mörser („Die
fleißige Berta"). Am 20. August 1914 zogen die deutschen Truppen in der Haupt¬
stadt Bröfsel ein. Nach 6 Tagen wurde auch die Festung Namur in Besitz
genommen. Am 10. Oktober wurde nach 12 tägiger Belagerung das
„uneinnehmbare" Antwerpen erobert. (General von Beseler.) Die belgische
Königsfamilie war geflohen. In kurzer Zeit war fast ganz Belgien in
deutschem Besitz.
3. Die Kämpfe im Westen.
a) Der siegreiche Vormarsch. Unser Kronprinz eroberte am 26. August
1914 bie Festung Longwy. General von Klntf erstürmte die Festung