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Moment nach allem Erlebten und am Abend dieses Tages! Ich übergab ihm
selbst den Orden Pour le raerite, so daß ihm die Thränen herabstürzten, denn
er hatte mein Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten! Also völlige
Überraschung! — Einstens alles mündlich! Erst um 11 Uhr war ich hier,
ohne alles, so daß ich auf einem Sofa kampierte."
Welchen Erfolg hatte die Schlacht bei Königgrätz? Wie war der Krieg
in Nord- und Süddeutschland verlaufen? Was erhielt Preußen im Frieden?
Bei diesen Unterhandlungen zeichnete sich besonders der erste Minister des Königs,
Graf von Bismarck, durch große Geschicklichkeit aus.
3. Gegen wen wurde der dritte Krieg geführt? Was war die Veran¬
lassung zu diesem Kriege ? Warum ärgerten sich die Franzosen über die preußischen
Siege? (Sie fürchteten, daß ein einiges Deutschland unter preußischer Führung
erstehen würde. So lange Deutschland uneinig gewesen, war es auch schwach und
Frankreich stark; nun wollten die Franzosen nicht dulden, daß auch Deutschland
stark werde.) — Wie nahmen die Deutschen die französische Kriegserklärung auf?
Was thaten alle wehrpflichtigen Männer? Welches Lied sangen sie? Wer
hält die Wacht am Rhein?
Was that König Wilhelm beim Beginne des Krieges?
Am 19. Juli 1870 wurde ihm die französische Kriegserklärung übergeben.
Dieser "L.ag war für König Wilhelm stets ein ernster Gedenktag gewesen, denn
am 19. Juli war ja seine Mutter, die Königin Luise, gestorben. Alljährlich ging
der König an diesem -tage zur stillen Gruft feiner Mutter (im Mausoleum zu
Charlottenburg) und verbrachte dort eine Zeit ernster Sammlung in der Er¬
innerung an sie. Mit welchen Gefühlen mag er aber am 19. Juli 1870 dort
gestanden haben! Er erinnerte sich gewiß an seinen Vater, der auch gegen
einen Kaiser Napoleon hatte Krieg führen müssen. Er dachte an all das Blut
und das Elend, das jene Kriege über Preußen gebracht hatten, bis endlich die
Tapferkeit des Volkes das Land befreite. Er dachte daran, daß an diesem Tage
vor sechzig Jahren seine Mutter voll Schmerz über das Unglück ihres Landes
gestorben war. Und um seine Unterthanen zu ermahnen, daß sie ebenso fromm
und tapfer kämpfen sollten, wie ihre Vorfahren im Jahre 1813, erneuerte er
wieder den Orden des eisernen Kreuzes. Dann reiste er voll Mut und Gott-
vertrauen zum Heere, um es selbst anzuführen.
Georg Hesekiel hat den 19. Juli 1870 in einem ergreifenden Liede besuuqen
das wir zum Schluß noch folgen lasten:
Zn Charlottenburg im Garten, Jene Schmach hast du gerochen
In deu düstern Fichtenhain, Längst, mein tapf'rer Vater, du:-
Tritt, gesenkt das Haupt, das greise, Aber Frankreich wirft aufs neue -
Unser teurer König ein. Heute uns den Handschuh zu!
Und er steht in der Kapelle, Wieder sitzt ein Bonaparte
Seme Seele ist voll Schmerz; Ränkevoll auf Frankreichs Thron
Drin zu semer Eltern Füßen Und zum Kampfe zwingt uns heute
Liegt des frommen Bruders Herz. Wieder ein Napoleon!
Sst^rert' Tret' ich denn zum neuen Kampfe
Als ihr deutsches Herze brach, Wider alte Feinde ein,
Um den Hohn des bösen Feindes, Dann soll's mit dem alten Zeichen,
Um des Vaterlandes Schmach! Mit dem Kreuz von Eisen, sein'
Hub ne r, Handbuch f. d. @cfchicht6untetc;cht. II.
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